FAQ - Häufig gestellte Fragen - Mikrobiologie
Empfehlungen gibt es z.B. Mozzarella, Salzlakenkäse, rohes Fleisch, Fleischerzeugnisse, Därme, Fisch und Fischerzeugnisse, Weich- und Krebstiere, Instant- und Trockenprodukte, Fertiggerichte, zubereitete Speisen, Feinkosterzeugnisse, Getreideerzeugnisse, Brot, Back- und Patisseriewaren, Teigwaren, Trockenfrüchte, Ölsamen, Nüsse, Mischsalate, Obstsalate, Kräuter und Gewürze, Speiseeis und Schokolade.
Mikrobiologische Kriterien sind in mehreren Kapiteln des Ph.Eur. enthalten. Kapitel 5.1.4 enthält die Akzeptanzkriterien für nicht sterile Darreichungsformen (Tabelle 1) sowie für Rohstoffe zu deren Herstellung (Tabelle 2). Kapitel 5.1.8 enthält die Akzeptanzkriterien für pflanzliche Arzneimittel zum Einnehmen
Des Weiteren enthalten viele Monographien einzelner Stoffe individuelle Akzeptanzkriterien für die mikrobiologische Qualität.
Häufige Nachweise kommen z.B. in Rohmilch, frischem Fleisch, streichfähiger Rohwurst, Weichkäse, Blattgemüse und Sprossen vor. Fleisch von Wiederkäuern und Wild ist häufiger belastet als Schweinefleisch.
Häufig belastet sind z.B. Rohmilch, Rohmilchkäse, Schnittkäse, verzehrfertige Brühwürstchen, Brühwurstaufschnitt, streichfähige Rohwurst, geschnittenes verpacktes Obst oder Salate (Ready-to-Eat-Produkte), rohe Meeresfrüchte oder geräucherter Fisch.
Der Nachweis von Keimen in einem kosmetischen Produkt erfordert stets besondere Aufmerksamkeit. Verunreinigte Rohstoffe, Mängel in der Herstellung bis hin zu einer Belastung der Packmittel können Ursachen sein.
Unabhängig von der nachgewiesenen Menge sollte immer eine Identifizierung durchgeführt werden. Nur so kann anhand der Anzahl der Mikroorganismen verbunden mit der Art des Keimes (Risikogruppe, Gefährdungspotential) eine Risikoabschätzung durchgeführt werden. Die Frage nach der Verkehrsfähigkeit des Produktes kann somit beantwortet werden.
Zusätzlich erhält man damit im Rahmen eines mikrobiologischen Risikomanagementsystems Informationen über mögliche Eintragsquellen mit dem Ziel, ähnliche Verkeimungen zukünftig zu vermeiden.
Durch den Konservierungsbelastungstest soll bestätigt werden, dass das kosmetische Mittel bei bestimmungsgemäßen Gebrauch eine Keimvermehrung verhindert und somit mikrobiologisch stabil ist. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass Konservierungsbelastungstests ausschließlich Modelle sind mit denen keine Garantie für eine 100% -ige Sicherheit darstellen.
Die Durchführung eines Konservierungsbelastungstests wird von der EU-Kosmetikverordnung als Teil der Sicherheitsbewertung gefordert (siehe Anh. 1 Punkt 3 der Verordnung).
Von der Verpflichtung der Durchführung eines Konservierungsbelastungstests ausgenommen sind Produkte die eine oder mehrere der folgenden Voraussetzungen erfüllen.
- pH-Wert: <3
- pH-Wert: >10
- wasserfreie Produkte
- Alkoholgehalt: >20%,
- Befüllungstemperatur: >65°C
- Wasseraktivität: <0,75
- Produkte auf Lösemittelbasis
- oxidierende Produkte
- Aluminiumchlorhydratgehalt: >25%
Weitere risikoarme Produkte können im Zuge einer individuellen Risikobewertung identifiziert werden.
Bestimmte Toxin-produzierende Stämme von E.coli können beim Menschen Diarrhoe und schwerere Erkrankungen, wie z. B. das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) hervorrufen. Nierenversagen und sogar der Tod können die Folge dieser Erkrankung sein.
Listeria monocytogenes kann anatomische Barrieren im Körper leicht überwinden und z.B. problemlos den Darm, die Blut-Hirn-Schranke oder in die Plazenta penetrieren.
Für die Betroffenen einer Listeriose ist die Erkrankung mit einem vergleichsweise höheren Schaden verbunden als bei anderen LM-Infektionserregern (z.B. Fieber, Muskelschmerzen, Magen-Darm-Erkrankungen, Meningitis, Sepsis). Die Letalität liegt bei ca. 10-20% für die normale Bevölkerung und bis zu 75% für Risikogruppen (Schwangere, Neugeborene, Kleinkinder Immungeschwächte Erwachse, Einnahme von Immunsuppressiva oder Magensäurehemmern).
Da für Salmonellen keine untere minimale Infektionsdosis bestimmt werden kann, wird bei verzehrfertigen Lebensmitteln die Abwesenheit von Salmonellen gefordert. Als Lebensmittelsicherheitskriterium nach Anh. I Kap. 1 der VO (EG) Nr. 2073/2005 wird immer die Abwesenheit von Salmonellen in 25g (bzw. 10g) Lebensmittel gefordert. Eine quantitative Bestimmung ist zur mikrobiologischen Beurteilung von Lebensmitteln daher nicht ausreichend aussagekräftig.
Die VO (EG) Nr. 2073/2005 über mikrobiologische Kriterien von Lebensmitteln legt Probenahmehäufigkeiten und mikrobiologische Grenzwerte (Prozesshygiene- und Lebensmittelsicherheitskriterien) fest. Sie richtet sich an den Lebensmittelunternehmer und legen die gesetzlichen Mindestanforderungen an die mikrobiologische Beschaffenheit einiger Lebensmittel fest. Dazu zählen z.B. verzehrfertige Speisen, Schlachtkörper, Fleischzubereitungen, Milch und Milcherzeugnisse, Eiprodukte und zerkleinertes Obst und Gemüse.
Voraussetzungen von mikrobiell risikoarmen Produkten sind in der Norm ISO 29621 „Leitlinien für die Risikobewertung und Identifikation von mikrobiologisch risikoarmen Produkten“ beschrieben.
Es handelt sich um Produkte, die auf Grund physik-chemischer Eigenschaften Mikroorganismen am Wachstum hindern, oder diese abtöten
Dies sind Produkte die eine oder mehrere der folgenden Voraussetzungen erfüllen.
- pH-Wert: <3
- pH-Wert: >10
- wasserfreie Produkte
- Alkoholgehalt: >20%,
- Befüllungstemperatur: >65°C
- Wasseraktivität: <0,75
- Produkte auf Lösemittelbasis
- oxidierende Produkte
- Aluminiumchlorhydratgehalt: >25%
Weitere risikoarme Produkte können im Zuge einer individuellen Risikobewertung identifiziert werden.
Für mikrobiologisch risikoarme Produkte ist im Zuge der Sicherheitsbewertung kein Konservierungsbelastungstest notwendig.
Biofilme sind Gemeinschaften von Bakterien, Pilzen, Einzeller oder Algen, die sich in wässrigen Systemen an Oberflächen anheften, dort wachsen und eine Schleimschicht aufbauen. Diese besteht meist aus Polysacchariden und schützt die sich darunter befindenden Mikroorganismen vor Einflüssen wie z. B. Desinfektionsmitteln oder hohen Temperaturen.
Wenn Sie mehr über Biofilme erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen folgende interessante Informationsquellen:
Die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM e.V.) veröffentlicht mikrobiologische Richt- und Warnwerte, die der Wirtschaft und den Behörden eine objektivierte Grundlage zur Beurteilung des mikrobiologisch-hygienischen Status eines Lebensmittels oder einer Lebensmittelgruppe geben sollen. DGHM-Empfehlungen gibt es für ausgewählte Lebensmittelgruppen. Sie sind unter www.dghm-richt-warnwerte.de kostenpflichtig abrufbar.
Die beiden Varianten des Konservierungsbelastungstests unterscheiden sich in einigen Aspekten der Methoden und der Beurteilungskriterien. Für die Durchführung nach ISO 11930 gilt:
- vor der Durchführung ist der Keimstatus des Produktes zu prüfen
- Escherichia coli wird als zusätzlicher Testkeim gefordert
- für Aspergillus brasiliensis ist ein anderes Nährmedium (Kartoffel-Dextrose-Agar) vorgeschrieben
- die Verfahren zur Herstellung der Mikroorganismenkulturen sind neu geregelt
- es gibt keine Anforderungen für die Keimreduktion nach 2 Tagen
- es gibt unterschiedliche Anforderungen für die Hefe Candida albicans und den Schimmelpilz Aspergillus brasiliensis
- Zur Berücksichtigung der Messunsicherheit ist ein Spielraum von 0,5 log-Stufen zulässig
- Kriterium A und B haben nicht mehr die gleiche Bedeutung
Weitere Informationen zu den beiden Arten des Belastungstests finden Sie im BAV Newsletter Kosmetik Teil 3 (zu finden unter https://www.bav-institut.de/files/newsletters/Sondernewsletter-Kosmetik-Teil-3-in-2013.pdf ).
Das Europäische Arzneibuch schreibt in den Kapiteln, in denen die mikrobiologischen Methoden beschrieben werden (2.6.12, 2.6.13 und 2.6.31) vor, dass die Eignung der Prüfmethode für den Nachweis von Mikroorganismen in Gegenwart des Produktes nachgewiesen werden muss. Dieser Nachweis muss bei allen Änderungen an der Methode oder am Produkt neu bestätigt werden.
Dazu wird das Produkt mit Keimsuspensionen der in den o.g. Kapiteln genannten Keime beimpft. wie dort beschrieben weiterbehandelt und auf den dort genannten Nährmedien unter den dort genannten Bedingungen bebrütet.
Bei quantitativen Verfahren darf die Anzahl für jeden Referenzmikroorganismus maximal um Faktor 2 von dem Referenzwert, welcher nach den gleichen Methoden in Abwesenheit des Produktes ermittelt wurde, abweichen.
Bei qualitativen Verfahren muss als Ergebnis der Prüfung in Abwesenheit des Produktes das Wachstum der Referenzmikroorganismen nachweisbar sein.
Wenn mit den Standardverfahren der Nachweis der Eignung der Methode nicht erbracht werden kann, muss die Methode entsprechend angepasst werden (zum Beispiel durch höhere Produktverdünnungen oder durch den Einsatz eines anderen Verdünnungsmittels bzw. anderen Neutralisierungssubstanzen).
Im europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) werden in der Monographie 2153 wirkstofffreie Kügelchen für homöopathische Zubereitungen als feste Zubereitungen aus Saccharose, Lactose oder anderen geeigneten Hilfsstoffen definiert.
Diese wirkstofffreien Kügelchen bilden die Basis für die bekannten Globuli. Das Ph. Eur unterscheidet hierbei zwei verschiedene Arten von Globuli
- Imprägnierte homöopathische Kügelchen (Streukügelchen/ Globuli – Granula homoeopathica imbuta) Ph.Eur. Monographie 2079
- Umhüllte homöopathische Kügelchen (Globuli velati – Granula homoeopathica velata) Ph.Eur. Monographie 2786
Bei den imprägnierten homöopathischen Kügelchen handelt es sich um die wirkstofffreie Variante, welche mit einer oder mehreren flüssigen homöopathischen Zubereitungen imprägniert werden.
Im Gegensatz dazu werden die wirkstofffreien Kügelchen bei den umhüllten homöopathischen Kügelchen mit einem Saccharose Sirup umhüllt, in dem die homöopathischen Zubereitungen enthalten (gelöst) sind. Unabhängig davon können auch andere Verreibungen (zum Beispiel mineralische Wirksubstanzen mit Milchzucker gemörsert) eingearbeitet werden.
Beiden Gruppen ist gemein, dass sie zur sublingualen oder oralen Anwendung bestimmt sind. Auch wenn die Wasseraktivität der beiden Produktgruppen sehr gering sein dürfte (niedriger Wassergehalt, hoher Zuckeranteil) sieht das Ph.Eur. für Globuli eine mikrobiologische Reinheitsprüfung vor. Die Akzeptanzkriterien sind dabei sowohl für die wirkstofffreien Kügelchen als auch für die beiden Varianten der Globuli identisch.
In den jeweiligen Monographien werden folgende Akzeptanzkriterien gefordert.
- Gesamtanzahl aerober Mikroorganismen (nach Ph.Eur. 2.6.12): 102 KBE/g
- Gesamtanzahl an Hefen und Schimmelpilzen: (nach Ph.Eur. 2.6.12): 101 KBE/g
- Pseudomonas aeruginosa (nach Ph.Eur. 2.6.13): Abwesend
- Staphylococcus aureus (nach Ph.Eur. 2.6.13): Abwesend
Um den Vorgaben des Ph.Eur. zu entsprechen benötigen also auch Globuli eine mikrobiologische Prüfung. Als mikrobiologisches Labor, welches u.a. auf die Prüfung von Arzneimitteln spezialisiert ist kann Sie das BAV Institut hierbei gerne unterstützen.
Im europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) werden in der Monographie 2153 wirkstofffreie Kügelchen für homöopathische Zubereitungen als feste Zubereitungen aus Saccharose, Lactose oder anderen geeigneten Hilfsstoffen definiert.
Diese wirkstofffreien Kügelchen bilden die Basis für die bekannten Globuli. Das Ph. Eur unterscheidet hierbei zwei verschiedene Arten von Globuli
- Imprägnierte homöopathische Kügelchen (Streukügelchen/ Globuli – Granula homoeopathica imbuta) Ph.Eur. Monographie 2079
- Umhüllte homöopathische Kügelchen (Globuli velati – Granula homoeopathica velata) Ph.Eur. Monographie 2786
Bei den imprägnierten homöopathischen Kügelchen handelt es sich um die wirkstofffreie Variante, welche mit einer oder mehreren flüssigen homöopathischen Zubereitungen imprägniert werden.
Im Gegensatz dazu werden die wirkstofffreien Kügelchen bei den umhüllten homöopathischen Kügelchen mit einem Saccharose Sirup umhüllt, in dem die homöopathischen Zubereitungen enthalten (gelöst) sind. Unabhängig davon können auch andere Verreibungen (zum Beispiel mineralische Wirksubstanzen mit Milchzucker gemörsert) eingearbeitet werden.
Beiden Gruppen ist gemein, dass sie zur sublingualen oder oralen Anwendung bestimmt sind. Auch wenn die Wasseraktivität der beiden Produktgruppen sehr gering sein dürfte (niedriger Wassergehalt, hoher Zuckeranteil) sieht das Ph.Eur. für Globuli eine mikrobiologische Reinheitsprüfung vor. Die Akzeptanzkriterien sind dabei sowohl für die wirkstofffreien Kügelchen als auch für die beiden Varianten der Globuli identisch.
In den jeweiligen Monographien werden folgende Akzeptanzkriterien gefordert.
- Gesamtanzahl aerober Mikroorganismen (nach Ph.Eur. 2.6.12): 102 KBE/g
- Gesamtanzahl an Hefen und Schimmelpilzen: (nach Ph.Eur. 2.6.12): 101 KBE/g
- Pseudomonas aeruginosa (nach Ph.Eur. 2.6.13): Abwesend
- Staphylococcus aureus (nach Ph.Eur. 2.6.13): Abwesend
Um den Vorgaben des Ph.Eur. zu entsprechen benötigen also auch Globuli eine mikrobiologische Prüfung. Als mikrobiologisches Labor, welches u.a. auf die Prüfung von Arzneimitteln spezialisiert ist, kann Sie das BAV Institut hierbei gerne unterstützen.
Der Anh. I Kap. 1 der VO (EG) Nr. 2073/2005 legt Kriterien für pathogene Mikroorganismen fest, die nicht überschritten werden dürfen. Diese Kriterien gelten für im Handel befindliche Erzeugnisse, nicht auf Herstellerebene.
Die Verordnung konzentriert sich nur auf einige Lebensmittelgruppen.
Kriterien gibt es zu folgenden Parametern:
- Listeria monocytogenes
- Salmonella
- Staphylococcen-Enterotoxin
- Cronobacter spp.
- E.coli
- STEC
- Histamin
Der Anhang I Kapitel 2 der VO (EG) Nr. 2073/2005 legt Kriterien fest, mit deren Hilfe die Umsetzung der guten Hygienepraxis und die Anwendung der Grundsätze des HACCP-Konzepts überprüft werden können. Diese Kriterien gelten nicht für im Handel befindliche Erzeugnisse, sondern ausschließlich auf Herstellerebene.
Kriterien gibt es für folgende Lebensmittelkategorien:
- Schlachtkörper
- Hackfleisch
- Separatorenfleisch
- Fleischzubereitungen
- Milch und Milcherzeugnisse
- Eiprodukte
- Fischereierzeugnisse
- Gemüse, Obst und daraus hergestellte Erzeugnisse
Zoonoseerreger können Krankheiten oder Infektionen verursachen, die durch direkten oder indirekten Kontakt sowie durch Lebensmittel von Tieren auf den Mensch übertragen werden können. Dazu zählen verschiedene Bakterien, Viren, Pilz und Parasiten. In Deutschland sind u.a. folgende Erreger relevant:
Salmonellen, Campylobacter, Verotoxinbildende E. coli (STEC/VTEC/EHEC), Yersinia enterocolitica, Listeria monocytogenes, Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), Tollwut, Trichinella, Toxoplasmose.
Steckbrief zu "Essigsäurebakterien"
Allgemeines und Herkunft
- auch Acetobacteriaceae genannt
- gram negative Stäbchen
- oxidieren Ethanol zu Essigsäure
- tolerieren niedrige pH-Werte
- Vorkommen in Lebensmitteln, die Zucker enthalten
- in pflanzlichen Rohstoffen (z.B. Früchten)
Bedeutung im Kosmetik- und Arzneimittelbereich
Essigsäurebakterien sorgen durch Ihren Abbau von Ethanol zu Essigsäure zu einem mikrobiellen Verderb des Produktes. Dies hat meist weniger gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge, als vielmehr eine sensorische. Das Produkt wird durch die gebildete Essigsäure saurer und der Geruch verändert sich in Richtung der Essigsäure. Im Lebensmittelbereich sind Essigsäurebakterien typische Verderbniserreger, welche sehr häufig gefunden werden.
Wichtige Ursachen für Kontaminationen
Ursachen sind häufig die Verwendung von Rohstoffen, welche mit Essigsäurebakterien kontaminiert sind. Eine andere Möglichkeit ist der Eintrag über die Umgebung, da sie aus kontaminierten Bereichen leicht über die Luft transportiert werden. Essigsäurebakterien können jedoch auch auf Schwachstellen in der Betriebshygiene hinweisen. So können sie zum Beispiel in Produktresten in Rohrleitungen wachsen und von dort dann zu verschiedenen Zeiten abgespült werden und so weitere oder spätere Produkte kontaminieren.
Wichtige Maßnahmen
Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung einer Kontamination von Kosmetika durch Essigsäurebakterien ist eine entsprechende Auswahl und Untersuchung der eingesetzten Rohstoffe. Da Essigsäurebakterien gerade im Sauren wachsen ist eine Bekämpfung mittels pH-Wert Erniedrigung nicht zielführend. Im Gegensatz dazu ist eine thermische Behandlung möglich, da die Mikroorganismen relativ empfindlich auf Temperatur reagieren. In der Literatur wird eine dezimale Reduktionszeit von 0,09 – 0,14 Minuten bei 60°C und 1,20 - 1,30 Minuten bei 54°C genannt [1].
Untersuchung auf Essigsäurebakterien
Für eine Bestimmung der Essigsäurebakterien ist eine Bestimmung der Gesamtkeimzahl mittels CASO-Nährmedium oft nicht ausreichend, da sie auf diesem Universalmedium nicht so gut wachsen. Man findet Sie bei der Routineprüfung jedoch häufig auf dem Nährmedium zur Bestimmung der Hefen und Schimmelpilze, da dies einen niedrigeren pH-Wert hat und die Bebrütungsdauer länger ist (Essigsäurebakterien bilden lediglich sehr kleine Kolonien, die sehr langsam wachsen). Bei einem Verdacht auf Essigsäurebakterien bietet sich eine gezielte Untersuchung auf diese Art von Mikroorganismen an. Dazu wird, bei dem aus dem Lebensmittelbereich stammenden Verfahren, Orangen-Fruchtsaft-Agar als Nährmedium verwendet.
Literaturverzeichnis
[1] G. Rachon, C.J. Rice, K. Pawlsowsky, C.P. Raleigh: Challenging the assumptions around the pasteurisation requirements of beer spoilage bacteria, J. Inst. Brew. 2018
Steckbrief zur aeroben mesophilen Keimzahl in Kosmetika
Allgemeines
Die aerobe mesophile Keimzahl wird häufig auch als „Gesamtkeimzahl“ bezeichnet. Sie gibt Informationen über die Anzahl an Mikroorganismen (Bakterien, Hefen und Schimmelpilze), die sich unter aeroben Bedingungen in einem Temperaturbereich zwischen +30 °C und +40 °C optimal vermehren.
- Spezifischere Informationen zu wichtigen Mikroorganismen in Kosmetika: siehe weitere Steckbriefe
Herkunft / Auftreten
Je nach Mikroorganismus unterschiedlich: z. B. Rohstoffe, Menschen, Tiere, Pflanzen, Erde, Wasser, Luft sowie Verpackungen, Arbeitsflächen und -geräte
Bedeutung
- Kosmetische Produkte sind i.d.R. nicht steril und können daher Mikroorganismen enthalten.
- Aerobe mesophile Keime sind je nach Produktart und Zusammensetzung bis zu einer gewissen Anzahl normal und technologisch unvermeidbar.
- Die ISO 17516 legt Empfehlungen für die Anzahl aerober mesophiler Mikroorganismen Grenzwerte fest.
- Bei kosmetischen Mitteln, die pflanzlichen Rohstoffen enthalten, ist das Risiko erhöhter aerober mesophiler Keimzahlen aufgrund der eingesetzten Zutaten potenziell größer.
- Werden in kosmetischen Produkten gezielt lebende Mikroorganismen eingesetzt, die eine positive Wirkung entfalten sollen, ist die Gesamtkeimzahl naturgemäß erhöht und kann nicht nach ISO 17516 bewertet werden. Dies muss bei der Bewertung von Untersuchungsergebnissen berücksichtigt werden.
- Eine erhöhte Anzahl aerober mesophiler Keime in Kosmetik kann z.B. auf folgende Ursachen zurück zuführen sein:
- Belastete Rohstoffe oder kontaminiertes Wasser
- Konservierungslücken
- Mangelnde Betriebshygiene
- Weitere potentielle Ursachen (siehe Abschnitt „Ursachen und Maßnahmen“)
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: zwischen +30 °C und +40 °C (mesophil)
- Minimum: meist +5 bis +10 °C (abhängig vom Vertreter, Ausnahmen sogar bis 0°C)
- Im Allgemeinen keine Vermehrung über +50 °C (Ausnahme sind thermophile Bakterien)
- pH-Wert: Wachstum im Allgemeinen bei 5,0 bis 9,0
(abhängig vom Vertreter, auch bei deutlich niedrigeren pH-Werten). - aw-Wert: Laut ISO-Norm 29621 gelten Kosmetika ab einem aw-Wert von weniger als 0,75 als risikoarm, da sich Mikroorganismen in der Regel bei dieser Wasseraktivität nicht mehr vermehren können.
- Sauerstoffbedarf: Wachstum vieler Bakterien mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob). Es gibt aber auch Mikroorganismen, die sich nur unter aeroben oder anaeroben Bedingungen vermehren können.
Abtötung durch Erhitzen
- Die meisten Mikroorganismen sterben bei +72 °C für min. 2 Minuten ab
(Achtung: Kerntemperatur kontrollieren). - Thermoresistente Bakterien sowie Sporen von Bakterien und Schimmelpilzen sind hitzestabiler (vor allem bakterielle Sporenbildner wie z. B. Bacillus pumilus, Bacillus cereus, Bacillus subtilis, Paenibacillus sp.).
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen, mangelnde Produktionshygiene |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
o Details zur Durchführung der Reinigung und Desinfektion z. B. Dosierung des Desinfektionsmittels, Einwirkzeit, Einsatz geeigneter und sauberer Materialien und Reinigungstücher o Vorgaben zur Reinigung und Desinfektion für alle produktberührenden Systeme und Hilfsmittel 2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch
|
|
Wasser: Einsatz von mikrobiell belastetem Wasser zur Produktion und/oder Reinigung |
1) Wasseranlage und Leitungssystem regemäßig mikrobiologisch und technisch überprüfen (Wartungsintervalle beachten) 2) Stagnation von Wasser in z.B. Leitungen, Anlagen, Schläuchen… unbedingt vermeiden 3) Im Falle von Kontaminationen von Wassersystemen sofort reagieren und Maßnahmen einleiten. In der Regel sind entsprechende Fachfirmen hinzuzuziehen 4) Erfolgskontrolle durch regelmäßige Nachuntersuchungen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. mikrobiologische Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Verdachtsfall Rohstoffe und Zutaten nicht verwenden. 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch
|
| Umgebungs- und Lagerbedingungen: Zum Beispiel zu hohe Luftkeimzahlen oder hohe Luftfeuchtigkeit und Bildung von Kondenswasser |
1) Prüfung der Luftkeimzahlen und der Belüftungsanlagen durch technische Prüfung sowie Umgebungsuntersuchungen 2) Vermeidung hoher Luftfeuchtigkeit und Kondenswasserbildung 3) Sachgerechte Reinigung und Desinfektion (siehe unter Abschnitt „Reinigung und Desinfektion“) 4) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 5) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Produktionsfehler: Fehlerhafte Prozesse, z.B. durch unzureichende Mischzeiten oder Kreuzkontamination |
1) Produktionsprozesse prüfen und dokumentieren 2) Schulung des Personals 3) Erfolgskontrolle durch regelmäßige mikrobiologische Produktuntersuchungen |
| Erhitzen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der meisten Mikroorganismen ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Konservierungssystem: Unzureichendes Konservierungssystem |
1) Konservierungsbelastungstest (Challenge-Test) durchführen 2) Eventuell Konservierungssystem anpassen 3) Erfolgskontrolle durch einen erneuten Konservierungsbelastungstest |
Weitere Informationen und Literatur
- https://www.bfr.bund.de/produktsicherheit/gesundheitliche-bewertung-von-kosmetischen-mitteln/
- Fachgruppe Mikrobiologie und Betriebshygiene der DGK e.V.
Allgemeine Informationen und Publikationen
https://dgk-ev.de/mikrobiologie-und-betriebshygiene
- Fachbuch „DGK-Betriebshygiene in der Kosmetik“
- Fachbuch „DGK-Konservierung kosmetischer Mittel“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/66-dgk-konservierung-kosmetischer-mittel
- Fachbereich Kosmetika in der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik, Gebrauchsgegenstände der GÖCH
Allgemeine Informationen und Leitfäden
https://www.goech.at/aglebensmittelchemie
- ISO-Norm 17516 zu mikrobiologischen Grenzwerten
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-17516/203537217
- ISO-Norm 29621 zur Einstufung mikrobiologisch risikoarmer Produkte
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-29621/263888044
Steckbrief zu Bacillus sp. in Kosmetika
Allgemeines
Bacillus sp. sind in der Lage resistente Formen, sogenannte Sporen, zu bilden. Diese sind sehr hitzestabil und können Erhitzungsschritte überstehen. Im Kosmetikbereich werden Bacillus sp. eher als unkritisch eingestuft, da die Anzahl der vegetativen Zellen in einem kontaminierten Produkt in der Regel stabil bleibt und eine Vermehrung über den Lebenszyklus der Produkte eher als unwahrscheinlich eingeschätzt wird.
Die Sporen von Bacillus sp. können aufgrund der genannten Hitzestabilität häufig den Produktionsprozess überleben. Da sie in kosmetischen Produkten weder zu den „spezifizierten Mikroorganismen“, die in 1g Produkt nicht nachweisbar werden sollen, noch zu den klassischen Verderbniserregern zählen, sind Keimzahlen unterhalb des Grenzwertes eher als unkritisch anzusehen. Da es sich bei Bacillus sp. um Sporenbildner handelt, ist insbesondere die Reinigung und Desinfektion der Anlagen ein entscheidender Punkt. Sobald die Reinigung und Desinfektion vor allem im Hinblick auf die genannten Sporen nicht ausreichend ist, können diese im System verbleiben und sich vermehren. Sobald günstige Wachstumsbedingungen vorliegen, ist der Übergang von Sporen zur vegetativen vermehrungsfähigen Form möglich.
Eigenschaften
- Grampositive, meist bewegliche stäbchenförmige Bakterien
- Aerobes oder fakultativ anaerobes Wachstum
- Sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen
- Kennzeichnend ist die Bildung von Endosporen
Herkunft / Auftreten
- Sporenbildner sind in unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde/Staub, Pflanzen, Luft, …).
- Sie können z.B. über pflanzliche Rohstoffe oder eine unzureichenden Anlagenhygiene ins Produkt kommen.
Bedeutung
- In Kosmetikprodukten ist Bacillus sp. meist unkritisch, da die vegetativen Formen in Produkten kaum vermehren.
- Bacillus sp. bildet widerstandsfähige Sporen, die Umwelt- und Produktionsbedingungen gut überstehen.
Vermehrungsbedingungen
- · Temperatur:
- Optimum: +30 °C bis +40 °C
- Minimum: 0 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C (Ausnahme sind thermophile Bakterien)
- pH-Wert: Wachstum bei pH 4,0 bis 8,5 (für viele liegt das Optimum bei pH 6,0 bis 8,0).
- aw-Wert: Laut ISO-Norm 29621 gelten Kosmetika ab einem aw-Wert von weniger als 0,75 als risikoarm, da sich Mikroorganismen in der Regel bei dieser Wasseraktivität nicht mehr vermehren können.
- Sauerstoffbedarf: aerobe Atmung bzw. anaerobe Gärung (fakultativ anaerob).
Abtötung durch Erhitzen
- Sporen von Bacillus sp. sind hitzeresistent und überleben selbst Temperaturen von >100 °C über gewisse Zeiträume.
- Standardisierte Erhitzungsverfahren (z. B. Pasteurisation) reichen zur Abtötung oft nicht aus.
- Sichere Abtötung erst bei Temperaturen ≥121 °C über einen Zeitraum von min. 15 min.
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. mikrobiologische Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Verdachtsfall Rohstoffe und Zutaten nicht verwenden 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch
|
| Umgebungs- und Lagerbedingungen: Zum Beispiel zu hohe Luftkeimzahlen oder hohe Luftfeuchtigkeit und Bildung von Kondenswasser |
1) Prüfung der Luftkeimzahlen und der Belüftungsanlagen durch technische Prüfung sowie Umgebungsuntersuchungen 2) Vermeidung hoher Luftfeuchtigkeit und Kondenswasserbildung 3) Sachgerechte Reinigung und Desinfektion (siehe unter Abschnitt „Reinigung und Desinfektion“) 4) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 5) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Produktionsfehler: Fehlerhafte Prozesse, z.B. durch unzureichende Mischzeiten oder Kreuzkontamination |
1) Produktionsprozesse prüfen und dokumentieren 2) Schulung des Personals 3) Erfolgskontrolle durch regelmäßige mikrobiologische Produktuntersuchungen |
| Erhitzen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Konservierungssystem: Unzureichendes Konservierungssystem |
1) Konservierungsbelastungstest (Challenge-Test) durchführen 2) Eventuell Konservierungssystem anpassen 3) Erfolgskontrolle durch einen erneuten Konservierungsbelastungstest |
Weitere Informationen und Literatur
- https://www.bfr.bund.de/produktsicherheit/gesundheitliche-bewertung-von-kosmetischen-mitteln/
- Fachgruppe Mikrobiologie und Betriebshygiene der DGK e.V.
Allgemeine Informationen und Publikationen
https://dgk-ev.de/mikrobiologie-und-betriebshygiene
- Fachbuch „DGK-Betriebshygiene in der Kosmetik“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/386-dgk-betriebshygiene-in-der-kosmetik-2-ueberarbeitete-ausgabe-2019
- Fachbuch „DGK-Konservierung kosmetischer Mittel“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/66-dgk-konservierung-kosmetischer-mittel
- Fachbereich Kosmetika in der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik, Gebrauchsgegenstände
der GÖCH
Allgemeine Informationen und Leitfäden
https://www.goech.at/aglebensmittelchemie
- ISO-Norm 17516 zu mikrobiologischen Grenzwerten
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-17516/203537217
- ISO-Norm 29621 zur Einstufung mikrobiologisch risikoarmer Produkte
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-29621/263888044 - Interessanter Link:
- U. Eigener, J. Nussbaum „Aerobe Sporenbildner (Bacillus spp.) als Kontaminanten kosmetischer Mittel“, sofw Journal 7/8 (2022)
Steckbrief zu „Clostridium botulinum in Lebensmitteln“
Allgemeines
Clostridien sind sporenbildende Bakterien, die sich nur unter Sauerstoffausschluss vermehren können. Ihre Sporen überdauern bei aeroben Bedingungen, hohen Temperaturen und Austrocknung. Daher kommen Clostridien und ihre Sporen häufig in Lebensmitteln vor.
Zu den sulfitreduzierenden Clostridien gehören viele Vertreter, die in Lebensmitteln als Verderbniserreger eine Rolle spielen. Ein Vertreter dieser Gruppe ist Clostridium botulinum (C. botulinum). Einige C. botulinum-Stämme produzieren Nervengifte, die schwere lebensmittel-bedingte Erkrankungen mit Lähmungserscheinungen verursachen können (Botulismus). Die Erkrankung ist selten, geht jedoch mit einer hohen Sterblichkeitsrate einher.
Der Erreger kann auch das spezielle Krankheitsbild des Säuglingsbotulismus und Wundinfektionen (Wundbotulismus) hervorrufen.
- Spezifischere Informationen zu Clostridien siehe Steckbrief zu sulfitreduzierenden Clostridien und
Clostridium perfringens
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-positiv
- Oxidase-negativ
- Katalase-negativ
- Sporenbildner
- Toxinbildner
Herkunft / Auftreten
- C. botulinum und dessen Sporen treten in unserer Umwelt auf (z. B. Erde, Sedimente von Flüssen und Seen, stehende oder langsam fließende Gewässer, Säugetiere, Vögel und Fische)
- In unsachgemäß hergestellten Konserven sowie in geräucherten und vakuumverpackten Lebensmitteln
Bedeutung
- Die hitzestabilen Sporen von C. botulinum können auch unter anaeroben Bedingungen auskeimen und anschließend in Lebensmitteln gefährliche Toxine bilden. Die Toxinproduktion einiger Clostridien-Stämme ist sogar bei Kühltemperaturen möglich
- Das Botulinum-Neurotoxin (BoNT) gehört zu den stärksten natürlichen Giften
- Mit Keimen, Sporen oder Toxinen belastete Lebensmittel sind meist nicht zu erkennen oder wahrzunehmen, außer im Fall sichtbarer Gasbildung und Bombagen
- Botulismus durch gewerblich hergestellte Konserven tritt praktisch nicht mehr auf. Dafür sind z. B. hausgemachte Konserven, geräucherte und vakuumverpackte Fisch- und Fleischerzeugnisse noch Auslöser von Erkrankungen
Krankheitsbild Clostridium botulinum
- Die orale Aufnahme der Botulinum-Neurotoxine (Toxintyp: A, B, E und F) über Lebensmittel kann zu einer lebensbedrohlichen Botulismus-Erkrankung führen
- Bei Säuglingen (< 1 Jahr) kann es auch über die orale Aufnahme der Sporen zur Erkrankung kommen (Säuglingsbotulismus). Die Sporen können im Darm auskeimen und dort zur Produktion von Toxinen führen. Risikolebensmittel bei Säuglingen: Honig
- Minimale Intoxikationsdosis: 1 bis 2 ng Toxin pro kg Körpergewicht reichen bereits aus, um eine schwere Erkrankung auszulösen. Wenige C. botulinum-Zellen können dazu bereits ausreichen
- Inkubationszeit: in der Regel 12 bis 72 Stunden
- Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Störungen, Schluckbeschwerden, trockener Mund, Lähmungserscheinungen, Lähmung der Augenmuskulatur, der Gliedmaßen der Schluckmuskulatur, bis hin zur Atemlähmung mit Todesfolge
- Sterblichkeitsrate liegt bei 10 bis 50 % (abhängig vom Toxintyp, höchste Todesrate bei Toxintyp A)
Beispiele betroffener Lebensmittel
- Säurearme Konserven, vor allem hausgemachte Fleisch-, Fisch- und Gemüsekonserven
- Fleischerzeugnisse, z. B. fehlerhaft gepökelter Kochschinken
- Vakuumverpackter Räucherfisch
- Honig
Vermehrungsbedingungen und Toxinproduktion
- Temperatur:
- Optimum: +35°C bis +40 °C (abhängig vom C. botulinum-Stamm)
- Minimum: +4 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +58 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 4,5 bis 8,0
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,93
- Sauerstoffbedarf: strikt anaerob
- Toxinproduktion: unter anaeroben Bedingungen und geeigneten Vermehrungsbedingungen
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden vegetative Zellen abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
à Die Sporen der meisten Clostridien-Stämme sind hitzestabil - Hitzestabile Sporen überleben sogar Kochprozesse (Abtötung bei +121 °C über 3 Minuten)
- Die Botulinum-Neurotoxine werden ab +80 °C inaktiviert
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
|
Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen, Einsatz ungeeigneter Rohstoffe, fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der vegetativen Bakterien ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten und hitzestabiler Sporen ab +121 °C über 3 Minuten. Inaktivierung der relativ hitzelabilen Enterotoxine bei +80 °C 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. Eingangs- und Lagertemperatur kontrollieren 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachkontrollen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch
|
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu „Enterobakterien“
Allgemeines
Enterobacteriaceae (= Enterobakterien) spielen in der Lebensmittelmikrobiologie eine wichtige Rolle. Zu dieser großen Familie gehören viele Vertreter, die in Lebensmitteln als Hygieneindikatoren, Verderbnis- oder Krankheitserreger eine hohe Relevanz haben. Da viele Bakteriengattungen zu dieser Familie gehören, sind ihre Eigenschaften sehr unterschiedlich.
à Spezifischere Informationen zu einigen Vertretern: siehe Steckbriefe zu Salmonellen,
Escherichia coli, STEC / VTEC / EHEC sowie Yersinia enterocolitica.
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-negativ
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- In unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Pflanzen und Oberflächenwasser)
- Für einige Gattungen (z. B. Escherichia coli und Salmonellen) ist der Darm von Tieren und Menschen das natürliche Reservoir
Bedeutung
- Hygieneindikatoren (z. B. Escherichia coli)
- Verderbniserreger (z. B. Serratia spp.)
- Krankheitserreger (z. B. Salmonellen)
- Teil der normalen mikrobiellen Pflanzen (z. B. Pantoea spp.)
Wichtig
Enterobakterien treten in vielen Lebensmitteln auf. Die Interpretation der Untersuchungsergebnisse ist abhängig vom Lebensmittel, der Anzahl an Enterobakterien und eventuell auch von der Bakteriengattung bzw. den Stämmen. In überhöhter Anzahl sind Enterobakterien häufig ein Indikator für Hygienemängel, Fehler bei Herstellung/Lagerung oder potentiellen Verderb. Bestimmte Vertreter wie z.B. Salmonellen, können Krankheiten hervorrufen.
In pflanzlichen Lebensmitteln (z. B. Blattsalaten, Sprossen, Getreide, Saaten …) sind Enterobacteriaceae kein geeigneter Indikator für Hygienefehler bzw. Verderb, da einige Vertreter dieser Familie Teil der normalen mikrobiellen Pflanzenflora sind
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: im Allgemeinen bei +30 °C bis +37 °C
- Minimum: meist +7 °C (abhängig vom Vertreter, Ausnahmen sogar bis 0 °C)
- Im Allgemeinen keine Vermehrung über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei 5,5 bis 9,0 (abhängig vom Vertreter, Ausnahmen sogar bis pH 4,4)
- aw-Wert: Vermehrung bei hoher Wasseraktivität von min. 0,95
- Sauerstoffbedarf: Wachstum mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob)
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden vegetative Bakterien abgetötet
(Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- bzw. Abstrichproben) |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch: Vor-Ort-Kontrollen und Umgebungsuntersuchungen (z. B. Abklatsch- bzw. Abstrichproben) |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Lagertests durchführen (Haltbarkeitsdauer bzw. Lagertemperatur prüfen). 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z.B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung vegetativer Bakterien ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Schlachten: Mangelnde Hygiene (z.B. Reinigung und Desinfektion, Trennung „rein und unrein“ (siehe oben)), zu niedrige Temperatur oder zu kurzes Einwirken des Brühwassers beim Schlachtprozess von Schweinen |
1) Maßnahmen siehe oben 2) Brühwassertemperatur kontrollieren (ca. + 60°C bis + 65°C) und mehrere Minuten einwirken lassen. Bei Bedarf korrigieren |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ à „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ à „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ à „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ à „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ à „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu Escherichia coli (E. coli) in Lebensmitteln
Allgemeines
Escherichia coli (E. coli) gehört zur Familie der Enterobacteriaceae und ist ein natürlicher Darmbewohner bei Mensch und Tier. Deshalb treten diese Bakterien regelmäßig in rohen tierischen Lebensmitteln auf. Da diese Keime in der Umwelt lange überlebensfähig sind, werden sie ebenfalls in rohen pflanzlichen Lebensmitteln nachgewiesen.
Das Auftreten dieser Bakterien sollte durch geeignete Hygienemaßnahmen deutlich eingeschränkt werden. Sie sind ein wichtiger Hygieneindikator und einige Stämme können schwere lebensmittelbedingte Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen.
- Spezifischere Informationen zu einigen Vertretern: siehe Steckbriefe zu den Stämmen
EHEC / STEC / VTEC
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-negativ
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- Natürlicher Bewohner des Darmtrakts bei Menschen und Tieren
- Da einige Vertreter lange in der Umwelt überleben können, treten sie ebenfalls in der Erde, in pflanzlichen Lebensmitteln und im Oberflächenwasser auf
Bedeutung
- Hygieneindikator für Fäkalverunreinigungen
- Hinweis auf mangelnde Produktions- und Personalhygiene
- Überlebt lange in der Umwelt
--> mehrere Kontaminationsursachen sind in Erwägung zu ziehen - Indikator für potentielle Gesundheitsgefährdungen durch einige E. coli Stämme (z.B. STEC/EHEC) und anderer Krankheitserreger fäkaler Herkunft
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +30 °C bis +37 °C
- Minimum: +7 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei 4,4 bis 9,0
- aw-Wert: Vermehrung bei hoher Wasseraktivität von min. 0,95
- Sauerstoffbedarf: Wachstum mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob)
Abtötung durch Erhitzen - Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
|
Reinigung und Desinfektion: |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch:
|
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Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen
|
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch
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| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
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Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch
|
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Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z.B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Bakterien ab einer Kern-temperatur von +72 °C für min. 2°Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
|
Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. Eingangs- und Lagerungstemperatur fordern 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
|
Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. Regelmäßige Kontrolle der mikrobiologischen Wasserqualität 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Schlachten: Mangelnde Hygiene (z.B. Reinigung und Desinfektion, Trennung „rein und unrein“ (siehe oben)), zu niedrige Temperatur oder zu kurzes Einwirken des Brühwassers beim Schlachtprozess von Schweinen |
1) Maßnahmen siehe oben 2) Brühwassertemperatur kontrollieren (ca. + 60°C bis + 65°C) und mehrere Minuten einwirken lassen. Bei Bedarf korrigieren |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“ www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ à „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Escherichia coli
Allgemeines und Herkunft
-
gehört zur Familie der Enterobakterien
-
gram-negative, säurebildende, begeißelte Stäbchen
-
Teil der natürlichen Darmflora von Menschen und Tieren
-
dort Vitaminproduzent und Teil der Immunabwehr
-
einige Arten pathogene Toxinbildner
Bedeutung im Kosmetik- und Arzneimittelbereich
Escherichia coli (E. coli) ist einer der am besten erforschten Mikroorganismen und besitzt neben der Kosmetik vor allem im Bereich der Lebensmittel eine große Bedeutung. Er gilt als Musterorganismus für die ganze Familie der Enterobacteriaceae. Obwohl ein Nachweis im kosmetischen Umfeld äußerst selten ist, wird in der DIN EN ISO 17516 (mikrobiologische Grenzwerte für kosmetische Mittel) seine Abwesenheit in 1g Produkt gefordert. Er dient hier als Marker für hygienebedingte Verunreinigungen. Auch in Konservierungsbelastungstests für Kosmetika wird E. coli als ein Keim von insgesamt fünf Testorganismen und als Vertreter der Enterobakterien mitgeführt.
Im Arzneimittelbereich ist er bei allen Produkten zur oralen Anwendung ein Leitkeim, dessen Ausschluss bei nicht pflanzlichen Produkten gefordert wird. Aber auch bei pflanzlichen Produkten, welche üblicherweise recht hohe mikrobiologische Grenzwerte haben, ist E.coli relativ streng reglementiert.
Wichtige Ursachen für Kontaminationen
So facettenreich der Mikroorganismus ist, so unterschiedlich sind Ursachen für eine Produktkontamination. Als natürlicher Bewohner von Pflanzen ist ein möglicher Eintragsweg der Einsatz nicht steriler Rohstoffe. Gleichzeitig kann er, da er ein typischer Darmbewohner ist, auch ein Indikator für mangelnde Hygiene sein. In diesem Fall ist häufig das Produktionswasser oder der Mensch als Ursache zu nennen.
Wichtige vorbeugende Maßnahmen
Das Auftreten dieser Bakterien kann durch geeignete Hygienemaßnahmen deutlich eingeschränkt werden. Aufgrund der Tatsache, dass auch pathogene E.coli Stämme existieren, die starke Vergiftungserscheinungen hervorrufen können, ist eine Reduktion und Abtötung meist unabdingbar (bei oraler Aufnahme). Bei kutaner Aufnahme spielt E. coli nur eine stark untergeordnete Rolle.
Der Keim ist verhältnismäßig empfindlich gegenüber höheren Temperaturen. Der sog. D65-Wert liegt für E.coli bei 0,1 Minuten (Reduktion der Keimzahl in 0,1 Minuten um mind. 90%). Eine thermische Behandlung eines kontaminierten Produktes ist daher eine geeignete Maßnahme zur Keimreduktion. Weiterhin wirken eine Reihe bekannter Desinfektions- und Konservierungsmittel gegen das Wachstum von E.coli.
Wichtigste Maßnahme bleibt jedoch eine Vermeidung einer Kontamination durch eine geeignete Betriebs- und Personalhygiene.
Literatur
Steckbrief zu „Hefen“ in Lebensmitteln
Allgemeines
Hefen sind einzellige Pilze, die überwiegend zur taxonomischen Gruppe der Schlauchpilze (Ascomycota) zugeordnet werden. Sie spielen in der Lebensmittelproduktion eine wichtige Rolle, da sie einerseits für Gärungsprozesse in vielen Lebensmitteln erforderlich sind. Hefen fermentieren Zucker zu Alkohol. Die bekannteste Hefenart ist die Bäckerhefe (Saccharomyces cerevisiae). Andererseits gibt es viele Lebensmittel bei den Hefen als potentielle Verderbniserreger eine wichtige Rolle spielen.
- Weitere Informationen zu einer weiteren taxonomischen Gruppe aus dem Reich der Pilze: siehe Steckbrief zu Schimmelpilzen
Eigenschaften
- Sporenbildner (Ascosporen)
Herkunft / Auftreten
- Hefen sind in unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Pflanzen, Luft, Wasser, Menschen, …)
- Sie zählen in vielen Lebensmitteln zur „normalen“ Mikroorganismenflora (z. B. Obst) oder werden auch gezielt in der Lebensmittelherstellung verwendet und entfalten dabei eine positive technologische Wirkung (z. B. Backwaren, alkoholische Getränke)
Bedeutung
- Kulturhefen werden in einigen Lebensmitteln aufgrund ihrer positiven Wirkung gezielt bei der Herstellung eingesetzt. Beispielsweise wird Kefir durch die Fermentation von Milch durch Milchsäurebakterien und Hefen hergestellt. Das Sojaprodukt Tempeh wird ebenfalls mit Hilfe von Hefen hergestellt. à Bei diesen Lebensmitteln ist neben den Hefen auch die aerobe mesophile Keimzahl (Gesamtkeimzahl) entsprechend hoch und kann nicht als Hygiene- oder Verderbnisparameter bewertet werden
- In vielen Lebensmitteln sind jedoch Hefen gefürchtete Verderbniserreger. Insbesondere bei Lebensmitteln mit einem abgesenkten pH-Wert wie z. B. Feinkosterzeugnissen, Käse bzw. Käseerzeugnissen und Fruchtsäften. Weiterhin spielen osmotolerante bzw. osmophile Hefen bei Lebensmitteln mit einem niedrigen Wassergehalt wie z. B. Fruchtkonzentraten, zuckerreichen Süßwaren, … bei Verderbnisprozessen eine wichtige Rolle
- Je nach Lebensmittelgruppe wird eine bestimmte Anzahl von Hefen in den meisten Lebensmitteln toleriert. Werden diese Werte jedoch überschritten, so deutet dies auf einen möglichen Verderb des Lebensmittels hin (Ausnahmen sind Lebensmittel, bei denen gezielt Kulturhefen bei der Herstellung eingesetzt werden)
- Hefen können auch noch unter Sauerstoffausschluss wachsen und dabei Ethanol bilden. Im Gegensatz zu den meisten Bakterien haben Hefen die besondere Eigenschaft ebenfalls bei niedrigen Wassergehalten und/oder niedrigen pH-Werten zu wachsen
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +30 °C bis +35 °C
- Minimum: 0 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 1,5 bis 8,5
- aw-Wert: Vermehrung bis zu einer Wasseraktivität von min. 0,80
- Einige Hefen haben osmophile bzw. osmotolerante oder säuretolerante Eigenschaften. Das bedeutet diese Vertreter können auch noch bei niedrigen Wasser- und pH-Wert wachsen
- Sauerstoffbedarf: aerobe Atmung bzw. anaerobe Gärung (fakultativ anaerob)
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die meisten Hefen abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
- Hefesporen werden ab einer Kerntemperatur von +80 °C abgetötet
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen. Hohe Anzahl an Hefen oder Sporen in der Umgebungsluft, unzureichende Belüftungssysteme in Lager- und Produktionsräumen, mangelnde Produktionshygiene |
1) Belüftungsanlagen überprüfen: Prüfen, ob die Außenluft mit hohen Hefezahlen belastet ist, z. B. am Ende der Erntezeit in der Umgebung von Weinreben oder anderen Obstanbaugebieten. Wenn ja, Maßnahmen zur Reduktion der Luftkeimzahlen treffen 2) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
3) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 4) Erneute Reinigung und Desinfektion 5) Erfolgskontrolle durch
|
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Hefen ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten. Hefesporen werden bei über +80 °C abgetötet 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ à „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ à „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ à „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ à „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ à „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu „Hepatitis - A - Viren“
Allgemeines und Herkunft
Das Hepatitis-A-Virus verursacht eine akute Leberentzündung mit klinischen Zeichen einer Gelbsucht. In Bezug auf Lebensmittel ist eine Übertragung besonders durch rohe Lebensmittel, Wasser und menschliche Ausscheider möglich. In Ländern mit niedrigem Hygienestandard ist die Durchseuchung im Kindesalter sehr hoch. In Europa und Nordamerika treten Erkrankungen durch Hepatitis-A mittlerweile nur noch reiseassoziiert auf, weshalb es hier in den letzten Jahrzehnten zu einem kontinuierlichen Rückgang der Häufigkeit der Erkrankungen gekommen ist.
Eigenschaften
- Virus-Erreger
Herkunft / Auftreten
- Mensch ist Hauptwirt von Hepatitis-A-Viren
- Auftreten in Ländern mit niedrigen Hygienestandards. In Europa und Nordamerika treten Erkrankungen durch Hepatitis-A mittlerweile nur noch reiseassoziiert auf
- Belastete Abwässer und Trinkwasser sowie kontaminierte rohe Lebensmittel (z. B. Muscheln, Austern, rohes Obst und Gemüse)
Bedeutung
- Der Mensch ist der Hauptwirt und wahrscheinlich das einzige Reservoir von Hepatitis-A-Viren. Diese werden bereits 1 bis 2 Wochen vor Krankheitsbeginn mit dem Stuhl ausgeschieden und durch direkte Kontakte oder Schmierinfektionen auf Menschen und Lebensmittel übertragen
- Charakteristisch für das Virus ist, dass es eine hohe Resistenz gegenüber Desinfektionsmitteln, Umwelteinflüssen und Hitze besitzt
- Die Anzahl der lebensmittelbedingten Hepatitis-A-Infektionen in Deutschland ist sehr gering und überwiegend reiseassoziiert
- Es besteht eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Reisende in Endemiegebiete
Krankheitsbild
- Niedrige minimale Infektionsdosis: ca. 10-100 Viruspartikel
- Inkubationszeit: 2 bis 6 Wochen
- Erkrankungsdauer: 3 bis 6 Wochen
- Symptome: Bauchschmerzen, Gelenk- und Gliederschmerzen, grippeähnliche Symptome, Erbrechen, Übelkeit, verbunden mit Fieber und einem Widerwillen gegenüber fettigen und gebratenen Speisen, Gelbsucht (durch Erkrankung der Leber treten Gallenbestandteile ins Blut, die Augen und Haut gelb färben)
Beispiele betroffener Lebensmittel
- Verunreinigtes Trinkwasser
- Kontaminierte Meerestiere (z. B. Muscheln, Austern)
- Gemüse, Salat, Obst (auf Grund von Düngung der Felder mit Fäkalien oder Bewässerung mit fäkal verunreinigtem Wasser)
- Lebensmittel die über Fäkalien mit Hepatitis-A-Viren kontaminiert sind
Stabilität
- Eine Vermehrung ist nur in Wirtszellen im Mensch möglich
- In Lebensmitteln und Trinkwasser können sich Viren nicht vermehren, aber über einen längeren Zeitraum infektiös bleiben
- Temperatur:
- Optimum: +4 °C
- Viren können bei Kühlschrank- und Tiefkühltemperaturen (-18 °C) über einen längeren Zeitraum infektiös bleiben
- Zunehmende Inaktivierung bei über +60 °C
- Empfindlich gegenüber niedrigen pH-Werten und Trockenheit
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +85 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die Viren abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit von Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch:
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|
Gesundheitszustand der Mitarbeiter: Insbesondere bei Magen-Darm-Erkrankungen
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1) Mitarbeiter, die an dieser Infektion erkrankt sind, dürfen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht in Lebensmittelbetrieben mit leicht verderblichen Lebensmitteln tätig sein (siehe IfSG § 42) 2) Es besteht eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Reisende in Endemiegebiete 3) Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter bzgl. Vorsichtsmaßnahmen und Symptomerkennung |
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Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. Regelmäßige Kontrolle der mikrobiologischen Wasserqualität 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell (hoch) belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. roher Fisch oder Meeresfrüchte …) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch:
|
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Viren ab einer Kerntemperatur von +85 °C für min. 2 Minuten 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“ à „Viren“
- www.bmel.de unter: „Themen“ à „Verbraucherschutz“ --> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ --> „Unerwünschte Stoffe und Organismen“ www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu koagulase positiven Staphylokokken und Staphylococcus aureus in Kosmetika
Allgemeines
Staphylococcus aureus (S. aureus) ist ein Bakterium, das häufig auf der Haut und den Schleimhäuten von Menschen und Tieren vorkommt. Es gehört zur Gruppe der koagulase-positiven Staphylokokken.
In kosmetischen Produkten ist S. aureus gefürchtet, da er Haut- und Wundinfektionen, Abszesse sowie Harnwegsinfektionen verursachen kann. In kosmetischen Mitteln wird gemäß ISO 17516 die Abwesenheit von S. aureus in 1g gefordert.
Eigenschaften
- Kokkenförmige Bakterien
- Gram-positiv
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
- Toxinbildner
Herkunft / Auftreten
- Natürlicher Bestandteil der Hautflora bei Menschen (insbesondere Kopfhaut und Haare) sowie auf Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raumes (z. B. Nasensekret und Speichel).
- Auftreten in hohen Keimzahlen falls der Erreger verantwortlich ist für Infektionen im Nasen-Rachen-Raum oder bei Wundinfektionen.
- Auftreten auch bei Nutz- und Haustieren.
- Aufgrund ihrer weiten Verbreitung bei Mensch und Tier sind diese Keime auch regelmäßig in unserer Umwelt zu finden.
Bedeutung
- S. aureus ist ein potentieller Infektionserreger in Kosmetika (insbesondere bei verletzten Hautpartien sowie Anwendungen im Nasen, Mund und Ohrenbereich).
- Hygieneindikator àmangelnde Personalhygiene
- Relativ resistent gegen Austrocknung (Relevanz bei getrockneten Rohstoffen).
Wichtiger Hinweis
- Es existieren auch antibiotikaresistente Stämme (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus – MRSA), die z. B. schwere Wundinfektionen hervorrufen können.
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +35 °C bis +40 °C
- Minimum: +6 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 4,5 bis 9,3 (Ausnahmen sogar bis pH 4,0).
- aw-Wert: Laut ISO-Norm 29621 gelten Kosmetika ab einem aw-Wert von 0,75 als risikoreich, da sich die meisten Bakterien bei dieser Wasseraktivität vermehren können (relativ resistent gegen Austrocknung).
- Salztoleranz: bis max. 20 %;
Vermehrung noch bei 6,5 bis 10 % - Sauerstoffbedarf: Wachstum mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob).
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren).
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen, mangelnde Produktionshygiene |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
o Details zur Durchführung der Reinigung und Desinfektion z. B. Dosierung des Desinfektionsmittels, Einwirkzeit, Einsatz geeigneter und sauberer Materialien und Reinigungstücher o Vorgaben zur Reinigung und Desinfektion für alle produktberührenden Systeme und Hilfsmittel
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. mikrobiologische Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Verdachtsfall Rohstoffe und Zutaten nicht verwenden 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Umgebungs- und Lagerbedingungen: Zum Beispiel zu hohe Luftkeimzahlen oder hohe Luftfeuchtigkeit und Bildung von Kondenswasser |
1) Prüfung der Luftkeimzahlen und der Belüftungsanlagen durch technische Prüfung sowie Umgebungsuntersuchungen 2) Vermeidung hoher Luftfeuchtigkeit und Kondenswasserbildung 3) Sachgerechte Reinigung und Desinfektion (siehe unter Abschnitt „Reinigung und Desinfektion“) 4) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 5) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Produktionsfehler: Fehlerhafte Prozesse, z.B. durch unzureichende Mischzeiten oder Kreuzkontamination |
1) Produktionsprozesse prüfen und dokumentieren 2) Schulung des Personals 3) Erfolgskontrolle durch regelmäßige mikrobiologische Produktuntersuchungen |
| Erhitzen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der meisten Mikroorganismen ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Konservierungssystem: Unzureichendes Konservierungssystem |
1) Konservierungsbelastungstest (Challenge-Test) durchführen 2) Eventuell Konservierungssystem anpassen 3) Erfolgskontrolle durch einen erneuten Konservierungsbelastungstest |
Weitere Informationen und Literatur
- https://www.bfr.bund.de/produktsicherheit/gesundheitliche-bewertung-von-kosmetischen-mitteln/
- Fachgruppe Mikrobiologie und Betriebshygiene der DGK e.V.
Allgemeine Informationen und Publikationen: https://dgk-ev.de/mikrobiologie-und-betriebshygiene
- Fachbuch „DGK-Betriebshygiene in der Kosmetik“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/386-dgk-betriebshygiene-in-der-kosmetik-2-ueberarbeitete-ausgabe-2019
- Fachbuch „DGK-Konservierung kosmetischer Mittel“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/66-dgk-konservierung-kosmetischer-mittel
- Fachbereich Kosmetika in der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik, Gebrauchsgegenstände
der GÖCH
Allgemeine Informationen und Leitfäden: https://www.goech.at/aglebensmittelchemie
- ISO-Norm 17516 zu mikrobiologischen Grenzwerten
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-17516/203537217
- ISO-Norm 29621 zur Einstufung mikrobiologisch risikoarmer Produkte
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-29621/263888044
Steckbrief zu koagulase positiven Staphylokokken und Staphylococcus aureus in Lebensmitteln
Allgemeines
Staphylococcus aureus (S. aureus) ist ein Bakterium, das häufig auf der Haut und den Schleimhäuten von Menschen und Tieren vorkommt. Es gehört zur Gruppe der koagulase-positiven Staphylokokken.
In Lebensmitteln ist S. aureus aufgrund seiner potentiellen Bildung von Enterotoxinen gefürchtet. Diese Bakterien verursachen neben Magen-Darm-Erkrankungen auch Haut- und Wundinfektionen, Abszesse sowie Harnwegsinfektionen.
Da S. aureus-Intoxikationen durch Lebensmittel nicht meldepflichtig sind, ist die genaue Anzahl dieser Erkrankungen nicht bekannt. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung bei Menschen und Tieren, kann man jedoch davon ausgehen, dass sie zu den häufigsten Verursachern von lebensmittelbedingten Magen-Darm-Erkrankungen gehören. Häufig ist der Mensch der Ausgangspunkt einer Kontamination von Lebensmitteln. Jedoch können auch rohe tierische Lebensmittel (z. B. Rohmilch) mit diesem Erreger belastet sein.
Eigenschaften
- Kokkenförmige Bakterien
- Gram-positiv
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
- Toxinbildner
Herkunft / Auftreten
- Natürlicher Bestandteil der Hautflora bei Menschen (insbesondere Kopfhaut und Haare) sowie auf Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raumes (z. B. Nasensekret und Speichel)
- Auftreten auch bei Nutz- und Haustieren
- Aufgrund ihrer weiten Verbreitung bei Mensch und Tier sind diese Keime auch regelmäßig in unserer Umwelt zu finden
Bedeutung
- S. aureus ist ein potentieller Krankheitserreger in Lebensmitteln, denn er kann Toxine produzieren, die beim Menschen starke Intoxikationen (Vergiftungen) hervorrufen
- S. aureus-Enterotoxine sind häufig hitzestabil und können Erhitzungsschritte überstehen
- S. aureus-Stämme von Menschen besitzen häufiger die Fähigkeit Enterotoxine zu bilden als Stämme von Tieren
- Relativ resistent gegen Austrocknung (Relevanz bei getrockneten Lebensmitteln)
Wichtig
Es existieren auch antibiotikaresistente Stämme (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus – MRSA), die z. B. schwere Wundinfektionen hervorrufen können. Diese Infektionen werden meist im Krankenhaus auf Patienten übertragen. Auch Nutztiere können diesen Erreger beherbergen. Deshalb kann auch Fleisch mit MRSA kontaminiert sein. Allerdings stellen MRSA in Lebensmitteln keine akute Gesundheitsgefahr für den Verbraucher dar.
Krankheitsbild
- Minimale Intoxikationsdosis: In der Regel min. 105 KbE/g
- Inkubationszeit: 1 bis 6 Stunden
- Erkrankungsdauer: 1 bis 2 Tage
- Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Auf Grund des starken Wasserverlustes kann es zu Schwindel und Kreislaufkollaps kommen. Todesfälle treten sehr selten auf
Beispiel von betroffenen Lebensmitteln
- Fleisch- und Wurstwaren, insbesondere Rohpökelware
- Milchprodukte, Käse, insbesondere Rohmilchkäse
- Rohe Eier, roheihaltige Speisen
- Cremehaltige Desserts, Torten und zubereitete Speisen
- Teigwaren und Feinkostsalate
Vermehrungsbedingungen und Toxinproduktion
- Temperatur:
- Optimum: +35 °C bis +40 °C
- Minimum: +6 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung über +50 °C
- Toxinproduktion: +10 °C bis +45 °C
- pH-Wert:
- Wachstum bei pH 4,5 bis 9,3 (Ausnahmen sogar bis pH 4,0)
- Toxinproduktion ab pH 4,8
- aw-Wert:
Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,86 (relativ resistent gegen Austrocknung) - Salztoleranz: bis max. 20 %;
Vermehrung noch bei 6,5 bis 10 % - Sauerstoffbedarf: fakultativ anaerob; die Toxinproduktion ist unter aeroben Bedingungen deutlich stärker als unter anaeroben Bedingungen
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die Bakterien abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren) à zu beachten: die Toxine sind häufig hitzestabil!
- Die Toxine von S. aureus sind häufig hitzestabil: Inaktivierung erst ab +100 °C bei 30 bis 60 Minuten
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Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen |
Vorschläge für Maßnahmen |
| Personalhygiene: Insbesondere Fehler bei der Händehygiene (siehe auch Punkt „Gesundheit der Mitarbeiter“) |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch:
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| Gesundheit der Mitarbeiter: Eine besondere Gefahr geht von entzündeten oder eitrigen Wunden sowie von Hustenaerosolen aus |
1) Mitarbeiter, die an dieser Infektion erkrankt sind, dürfen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht in Lebensmittelbetrieben mit leicht verderblichen Lebensmitteln tätig sein 2) Nicht infizierte Wunden müssen hygienisch einwandfrei versorgt werden 3) Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter bzgl. Vorsichtsmaßnahmen und Symptomerkennung |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch:
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| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachkontrollen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch:
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| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. Rohmilch) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der vegetativen Bakterien ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten. Inaktivierung hitzestabiler Toxine ab +100 °C für 30 bis 60 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
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Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. Regelmäßige Kontrolle der mikrobiologischen Wasserqualität 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ --> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ --> „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Wachstumsbedingungen
- Temperatur: Wachstum bei 6,5 - 48 °C, Bildung von Toxinen bei 10 – 45 °C
- pH-Wert: Wachstum bei 4,0 - 9,3, Bildung von Toxinen bei min. 4,8
- aw-Wert: Wachstum bis 0,86
- Salztoleranz: max. 20 %
- Sauerstoffbedarf: fakultativ anaerob; die Toxinproduktion ist bei aerobem Wachstum deutlich höher als bei anaerobem Wachstum
Bei welchen Temperaturen sterben diese Mikroorganismen ab?
Allgemein kann man davon ausgehen, dass diese Bakterien bei einer Erhitzung auf +72 °C für mindestens zwei Minuten oder bei einem gleich wirksamen Prozess abgetötet werden. In Lebensmitteln ist dabei zu beachten, dass diese Temperatur-Zeit-Kombination im Kern des Produktes erreicht werden muss, um die Bakterien sicher abzutöten.
Die Toxine sind sehr hitzestabil und können frühestens bei 100 °C nach einer halben bis ganzen Stunde soweit inaktiviert werden, dass sie nicht mehr zu einer Erkrankung führen.
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de: unter „Lebensmittelsicherheit“
- www.lgl.bayern.de: unter „Lebensmittel“ und anschließend „Hygiene“
- Pathogene Mikroorganismen: Staphylococcus aureus, S. Johler/R. Stephan Behr’s Verlag, 1. Auflage 2010
- Lebensmittelmikrobiologie, J. Krämer und A. Prange, 7. Auflage 2017
- Mikroorganismen in Lebensmitteln, H. Keweloh, 2. Auflage 2008
- Handbuch Lebensmittelhygiene, K. Fehlhaber/J. Kleer/F. Kley (Behrs Verlag), 1. Auflage 2007
- Merkblatt „Sicher verpflegt – Besonders empfindliche Personengruppen in Gemeinschaftseinrichtungen“, Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin 2017
Steckbrief zu Legionellen in Trinkwasser
Allgemeines und Herkunft
Legionellen sind weltweit verbreitete Umweltkeime. Natürlicherweise kommen sie z. B. in geringer Menge in Oberflächengewässern und im Grundwasser vor.
Vor allem in künstlichen Wassersystemen (z. B. Wasserleitungen in Gebäuden) finden die Erreger bei entsprechenden Temperaturen gute Wachstumsbedingungen. Die Vermehrung von Legionellen erfolgt vor allem in Ablagerungen und Belägen des Rohrsystems (Biofilme). Das Vorkommen von Legionellen in künstlichen Wassersystemen wird vorwiegend durch die Wassertemperatur und die Standzeit des Wassers beeinflusst. Insbesondere schlecht konzipierte und nicht ausreichend gewartete Wassersysteme sind von Legionellenbefall regelmäßig betroffen.
Bedeutung
Legionellen verursachen beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder wie z. B. grippeartige Beschwerden oder schwere Lungenentzündungen bis hin zur Todesfolge.
Legionellosen werden insbesondere durch das Einatmen von zerstäubtem oder vernebeltem Wasser ausgelöst. Die Erreger werden über die Wassertropfen in der Luft verbreitet und können somit eingeatmet werden. Die Ansteckung erfolgt zumeist durch Duschen, Whirlpools, Luftbefeuchter, Wasserhähne oder Klimaanlagen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Gesetzliche Vorschriften für Trinkwasser
Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) schreibt eine regelmäßige Untersuchung auf Legionellen vor. Betroffen sind hiervon Unternehmer und Inhaber von Trinkwasser-Installationen mit Großanlagen zur Trinkwassererwärmung, wenn das Wasser gewerblich oder/und öffentlich abgegeben wird und es zusätzlich zu einer Vernebelung des Wassers kommt.
Bei einer Großanlage handelt es sich dabei um einen Speicher-Trinkwassererwärmer oder um einen zentralen Durchfluss-Trinkwassererwärmer mit einem Inhalt von mehr als 400 Litern oder einem Inhalt von mehr als drei Litern in mindestens einer Rohrleitung zwischen Abgang des Trinkwassererwärmers und der Entnahmestelle.
Die öffentliche Abgabe betrifft beispielsweise Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Hotels und Pflegeheime. Diese Einrichtungen sind verpflichtet einmal jährlich auf Legionellen zu untersuchen. Ebenso sind Besitzer/Vermieter von Mehrfamilienhäusern, Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen betroffen. Für diese beträgt das geforderte Untersuchungsintervall drei Jahre.
In der Trinkwasserverordnung ist für Legionellen ein Technischer Maßnahmenwert von 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) je 100 ml festgelegt. Wird dieser Wert überschritten muss dies an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden.
Wenn in einem Unternehmen keine gesetzliche Untersuchungspflicht auf Legionellen besteht, empfiehlt sich dennoch eine Prüfung im Rahmen der Sorgfaltspflicht, sofern Duschen vorhanden sind oder anderweitig ein Kontakt mit zerstäubtem oder vernebeltem Wasser auftritt.
Wichtige Ursachen für überhöhte Keimzahlen
- Unregelmäßige Nutzung von Wasserleitungen
- Totstränge im Leitungssystem
- Unzureichende Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer
- Unzureichende Wassertemperaturen im Leitungssystem
Wachstumsbedingungen
Die optimale Wachstumstemperatur für Legionellen liegt bei 25 - 45 °C.
Bei welchen Temperaturen sterben diese Mikroorganismen ab?
Bei Wassertemperaturen über 55 °C wird das Legionellenwachstum gehemmt. Oberhalb von 60 °C werden Legionellen in der Regel abgetötet.
Um sich vor Legionellenbefall zu schützen sollte das Wasser den Warmwasserspeicher mit mindestens 60 °C verlassen und mit mindestens 55 °C wieder in den Speicher eintreten. Der maximale Temperaturabfall im Leitungssystem darf nicht mehr als fünf Grad betragen. Wasser sollte zudem nicht länger als 72 h in den Leitungen stagnieren.
Wasser sollte zudem nicht länger als 72 h in den Leitungen stagnieren.
Weitere Informationen und Literatur
- www.rki.de: unter „Infektionskrankheiten A-Z“
- UBA-Empfehlung „Systemische Untersuchungen von Trinkwasser-Installationen auf Legionellen nach Trinkwasserverordnung - Probennahme, Untersuchungsgang und Angabe des Ergebnisses“ vom 18. Dezember 2018
- Trinkwasserverordnung – TrinkwV 2001
- www.umweltbundesamt.de unter Themen: Trinkwasser
Steckbrief zu Listeria spp. und Listeria monocytogenes in Lebensmitteln
Allgemeines
Listeria monocytogenes (L. monocytogenes) ist der wichtigste Vertreter der Gattung Listeria spp., da L. monocytogenes schwere lebensmittelbedingte Erkrankungen verursachen kann und die Anzahl der gemeldeten Listeriosen in den vergangenen Jahren tendenziell angestiegen ist. Im Rahmen der mikrobiologischen Qualitätskontrolle spielen diese Bakterien in vielen leicht verderblichen Lebensmitteln eine große Rolle.
In Lebensmittelbetrieben können sich Listerien in bestimmten ökologischen Nischen festsetzen und dort über lange Zeit persistieren. Sie befinden sich häufig an feuchten Stellen, in schleimigen Belägen bzw. Biofilmen. L. monocytogenes ist kältetolerant und kann sich unter Umständen sogar auch noch bei Kühlschranktemperaturen vermehren.
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-positiv
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- In unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Wasser, Pflanzen und Tiere)
- Aufgrund ihrer weiten Verbreitung findet man Listerien und L. monocytogenes regelmäßig in vielen Lebensmitteln (insbesondere mit rohen tierischen und pflanzlichen Produkten)
Bedeutung
- L. monocytogenes sind gefürchtete Krankheitserreger in Lebensmitteln. Besonders gefährdet sind Schwangere, Säuglinge, Kleinkinder, ältere Menschen und immun-geschwächte Personen. Bei gesunden Menschen kommt es relativ selten zu Komplikationen
- Erkrankungen treten in verschiedenen Formen auf. Neben Magen-Darm-Infektionen können weitere Organe betroffen sein. Die invasive Listeriose (z. B. Meningitis, Sepsis, …) ist eine gefürchtete Infektionskrankheit, die auch zum Tod führen kann
- Da Listerien und L. monocytogenes in unserer Umwelt und in vielen rohen Lebensmitteln regelmäßig auftreten, ist deren Abwesenheit in vielen Lebensmitteln nur schwer zu gewährleisten
- L. monocytogenes vermehren sich auch noch bei Kühlschranktemperaturen. Deshalb sind leicht verderbliche Lebensmittel mit Haltbarkeiten von mehr als 1 Woche besonders gut vor Kontaminationen zu schützen
- Aufgrund Ihrer Eigenschaften spielt L. monocytogenes in der mikrobiologischen Qualitätskontrolle leicht verderblicher Lebensmittel eine wichtige Rolle. Dabei sind neben Produkt- auch Umgebungsuntersuchungen von hoher Relevanz
- Untersuchungen auf Listeria spp. sind ein guter Indikator für das potentielle Auftreten von L. monocytogenes
Krankheitsbild
- Minimale Infektionsdosis: in der Regel ab 103 bis 104 KbE/g, bei Hochrisikogruppen
z. B. Schwangere schon ab 10 KbE/g - Inkubationszeit: 3 bis 90 Tage
- Erkrankungsdauer: im Normalfall einige Tage, bei Komplikationen deutlich länger
- Symptome: Klassische Magen-Darm-Erkrankung mit Fieber, Muskelschmerzen, Übelkeit, Diarrhöen, Komplikationen möglich wie z. B. Meningitis (Hirnhautentzündung), Sepsis, Fehl- und Frühgeburten bei Schwangeren
- Relativ hohe Todesrate, insbesondere bei immungeschwächten Personen
Beispiele betroffener Lebensmittel
- rohes Fleisch (z. B. Hackfleisch) und Geflügel
- Fleisch- und Wurstwaren (insbesondere Aufschnittware, Sülze), Rohwürste
- Fischprodukte (vakuumverpackter Räucherlachs und –forellen, Muscheln)
- Rohmilch/-produkte, Weichkäse, Sauermilchkäse
- Verpackte, vorgeschnittene Blattsalate und Gemüse
- Feinkostsalate (z. B. Krautsalate)
- Oberflächenwasser
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +30 °C bis +37 °C
- Minimum: 0 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 4,5 bis 9,0
- aw-Wert: Vermehrung bis zu einer Wasseraktivität von 0,93 oder höher
- Salztoleranz: max. 10 %
- Sauerstoffbedarf: fakultativ anaerob (mikroaerophil)
- Nur geringe Nährstoffanforderungen
Abtötung durch Erhitzen
Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen. Kontaminationen produktionsberührender Oberflächen aufgrund von Hygienefehlern. Häufig sind Biofilme bzw. feuchte und schwer zugängliche Stellen das Reservoir für Listerien im Betrieb. Dort können sie sehr lange überleben (persistierende Stämme von L. monocytogenes) und regelmäßig auf produktberührende Oberflächen in die Produktionsumgebung gelangen |
1) Feuchtigkeitsreste und Biofilmbildung vermeiden 2) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
3) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 4) Erneute Reinigung und Desinfektion 5) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen mittels Abstrich- oder Schwammproben (siehe Leitlinie des Lebensmittelverbandes Deutschland e.V.) |
| Trennung „rein und unrein“ Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch: Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen mittels Abstrich- oder Schwammproben |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Bakterien ab einer Kern-temperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Challengetests zur richtigen Kategorisierung der verzehrfertigen Lebensmittel gemäß der EU-Verordnung (bei Bedarf Bestimmung von Zwischengrenzwerten) 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. rohes Fleisch, Rohmilchprodukte, rohes Gemüse, …) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit von Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch: Vor-Ort-Kontrollen und Umgebungsuntersuchungen (z. B. Abklatsch- bzw. Abstrichproben) |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ à „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ à „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ à „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ à „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ à „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
- www.lebensmittelverband.de unter: „Leitlinie für Gute Verfahrenspraxis Empfehlungen für Präventionsmaßnahmen gegen Listeria monocytogenes in bestimmten Bereichen der Lebensmittelherstellung“
Steckbrief zu Milchsäurebakterien (MSB) in Lebensmitteln
Allgemeines
Milchsäurebakterien (MSB) stellen eine Gruppe mehrerer Bakteriengattungen dar, die Zucker zu Milchsäure vergären können. Darunter gehören z. B. die Gattungen Lactobacillus, Lactococcus, Streptococcus, Leuconostoc, und Bifidobacterium.
Viele Vertreter werden bei der Lebensmittelherstellung gezielt als Starter- und Schutzkulturen oder als probiotische Kulturen eingesetzt. Bei zahlreichen Lebensmittelgruppen spielen sie aber als Verderbniserreger eine Rolle, so z. B. bei frischem Fleisch, hitzebehandelten Fleischerzeugnissen, Fisch und Fischerzeugnissen, Feinkosterzeugnissen sowie Frucht- und Gemüsesäften.
Eigenschaften
- Kokkenförmige oder stäbchenförmige Bakterien
- Gram-positiv
- Oxidase-negativ (in der Regel)
- Katalase-negativ
Herkunft / Auftreten
- MSB kommen aufgrund ihrer hohen Nähstoffansprüche an wenigen natürlichen Standorten vor (z. B. Erde, Abwasser, Obstanbau, Säugetiere…)
- Bei Menschen und Tieren sind sie natürliche Bewohner des Darmtrakts, der Haut und der Schleimhäute
- MSB sind ebenfalls auf Oberflächen vieler pflanzlicher Lebensmittel vorhanden (z. B. Obst und Gemüse), aber auch in frischer Milch von Kühen, Ziegen und Schafen
Bedeutung
- MSB werden in einigen Lebensmitteln gezielt als „Fermenter“ eingesetzt wie z. B. bei Joghurt, Quark, viele Käsesorten, Sauerteig, Sauerkraut und Rohwurst. à erhöhte Keimzahlen an MSB sind bei diesen Lebensmitteln zu erwarten und erwünscht. Die aerobe mesophile Keimzahl (Gesamtkeimzahl) ist deshalb neben den MSB bei diesen Lebensmitteln entsprechend hoch und kann nicht als Hygiene- oder Verderbnisparameter bewertet werden
- Durch die Milchsäuregärung wird der pH-Wert abgesenkt, wodurch das Wachstum von anderen Bakterien beeinträchtigt werden kann. Dieser Effekt der Fermentation ist entscheidend für den Geschmack und die Haltbarkeit dieser Lebensmittel
- MSB können aber auch als Verderbniserreger eine Rolle spielen, wenn es zu einer unkontrollierten Fermentation kommt. Das Produkt kann übersäuern, Fehlaromen oder auch Gasbildung entwickeln und dadurch verderben.
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +30 °C bis +40 °C
- Minimum: +10 °C (abhängig vom Vertreter)
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 4,0 bis 6,5 (Ausnahmen sogar bis pH 3,0)
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,94
- Sauerstoffbedarf: aerotolerant, anaerober Stoffwechsel
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren). Es gibt einige Ausnahmen, die auch hohe Temperaturen überleben können. Allerdings sind sie dabei bei Weitem nicht so stabil wie Sporen.
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch:
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| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Bakterien ab einer Kern-temperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch:
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Rohstoffe und Zutaten: |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“--> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ -->„Lebensmittel“ -->„Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu pathogenen Yersinien (z. B. Yersinia enterocolitica) in Lebensmitteln
Allgemeines und Herkunft
Yersinia spp. ist eine Bakteriengattung, die zur Familie der Enterobacteriaceae gehört. Sie sind in der Umwelt weit verbreitet. Einige Vertreter spielen als Krankheitserreger in Lebensmitteln eine bedeutende Rolle.
Yersinia enterocolitica ist einer der häufigsten Erreger lebensmittelbedingter Magen-Darm-Erkrankungen in Deutschland und der EU. Diese Bakterien kommen häufig bei Schweinen vor.
- Allgemeine Informationen zur Familie der Enterobacteriaceae: siehe Steckbrief zu Enterobakterien
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-negativ
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- Yersinien sind in unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Oberflächenwasser und Tiere)
- Yersinia enterocolitica kommt natürlicherweise z. B. bei Schweinen vor, insbesondere in ihren Tonsillen (Mandeln), den Lymphknoten und im Darm.
Bedeutung
- Yersinia enterocolitica verursacht lebensmittelbedingte Magen-Darm-Erkrankungen
- Am häufigsten wird diese Erkrankung in Deutschland in Zusammenhang mit dem Verzehr von rohen Schweinefleischerzeugnissen (z. B. Schweinemett) gebracht
- In verzehrfertigen Lebensmitteln ist die Anwesenheit von Yersinia enterocolitica kritisch zu betrachten
- Einige Stämme von Yersinia enterocolitica vermehren sich auch noch bei Kühlschrank-temperaturen. Kurze Lagerungszeiten und niedrige Temperaturen unter +2 °C sind notwendig, um das Wachstum dieser Bakterien zu verhindern
Krankheitsbild
- Minimale Infektionsdosis: in der Regel ab 104 KbE/g (in Ausnahmen auch niedrigere minimale Infektionsdosen)
- Symptome: Durchfälle (auch blutig), Koliken, Erbrechen
- Erkrankungsdauer: eine bis drei Wochen
- Inkubationszeit: ca. 3 bis 7 Tage
- Symptome werden häufig mit einer Blinddarmentzündung verwechselt
- Immunsupprimierte Menschen, Patienten mit bestimmten Grundkrankheiten wie Krebsleiden oder hämolytischen Erkrankungen können auch an einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung erkranken
- Als weitere Komplikation kann es zu Gelenkentzündungen kommen
Beispiele betroffener Lebensmittel
- Rohe tierische Lebensmittel, v. a. rohes Schweinefleisch, Hackfleisch und Fleischzubereitungen (z. B. Schweinemett …)
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +28 °C
- Minimum: 0 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 4,5 bis 9,0
- Salztoleranz: max. 5 %
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,97
- Sauerstoffbedarf: Wachstum mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob)
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die Bakterien abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Schlacht- und Betriebshygiene: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Hygienevorschriften während des Schlachtprozesses beachten. Tonsillen, Lymphknoten und Darm müssen fachmännisch beim Schlachtprozess entfernt werden 2) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
3) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 4) Erfolgskontrolle durch:
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| Kreuzkontaminationen: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch:
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| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falsche Rohstoffe oder Zutaten (z. B. rohes Schweinefleisch) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen der Rohstoffe überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Rohstoffe veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachkontrollen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Bakterien ab einer Kern-temperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
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Gesundheitszustand der Mitarbeiter: Insbesondere bei Magen-Darm-Erkrankungen
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1) Mitarbeiter, die an dieser Infektion erkrankt sind, dürfen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht in Lebensmittelbetrieben mit leicht verderblichen Lebensmitteln tätig sein (siehe IfSG § 42) 2) Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter bzgl. Vorsichtsmaßnahmen und Symptomerkennung |
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Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch:
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| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
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Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. Regelmäßige Kontrolle der mikrobiologischen Wasserqualität 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
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Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ --> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ --> „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu „Präsumtiven Bacillus cereus“
Allgemeines
Der Begriff „präsumtive Bacillus cereus“ beschreibt eine Gruppe eng verwandter Bacillus cereus-Stämme, die Krankheiten bei Mensch und Tier verursachen können.
Bacillus cereus (B. cereus) ist ein Bakterium, das Sporen als Dauerformen ausbildet. Die Sporen sind besonders hitzestabil, können Erhitzungsschritte überstehen und durch den Hitzeschock sogar zum Auskeimen angeregt werden. Aufgrund der Widerstandsfähigkeit der Sporen gegen Umwelteinflüsse wie z. B. Hitze und Austrocknung, sind diese Keime in der Umwelt weit verbreitet. Eine vollständige Vermeidung von B. cereus in Lebensmitteln ist nur selten möglich (z. B. in Vollkonserven).
Darüber hinaus sind diese Bakterien in der Lage, diverse Gifte (Toxine) zu produzieren, die teilweise auch hitzestabil sein können. Die Toxine können zu Vergiftungen (Intoxikationen) führen, die zu Erbrechen oder Durchfall führen. Die Art der Erkrankung hängt vom jeweiligen Toxin ab. Nicht alle Vertreter dieser Gruppe haben das Potenzial, Erkrankungen zu verursachen, dies hängt von ihrem Toxinbildungsvermögen ab.
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-positiv
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
- Sporenbildner
- Toxinbildner (bildet u.a. auch hitze- und säureresistente Toxine)
Herkunft / Auftreten
- B. cereus und dessen Sporen sind in unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Staub, Wasser, Tiere und Menschen)
- Insbesondere in pflanzlichen Lebensmitteln anzutreffen aber auch in tierischen Produkten (vor allem in Milchprodukten)
Bedeutung
- Potentieller Krankheitserreger in Lebensmitteln. Verursacht häufig lebensmittelbedingte Erkrankungen, auch Gruppenerkrankungen in der Gastronomie oder Gemeinschaftsverpflegung.
- Das säure- und sehr hitzestabile Erbrechens-Toxin (Cereulid) von B. cereus kann übliche Erhitzungsschritte bei der Lebensmittelherstellung überstehen und wird im Lebensmittel gebildet
à orale Aufnahme des Toxins nach Vermehrung der Erreger und Toxinbildung im Lebensmittel - Die Diarrhöe-Enterotoxine (Hbl, Nhe, CytK) sind hitzeempfindlich und werden von B. cereus erst im Darm gebildet à orale Aufnahme insbesondere von Sporen, aber auch von vegetativen Zellen
- Bacillus thuringiensis (Bt), ein Vertreter der präsumtiven B. cereus-Gruppe, der als biologisches Insektizid vor allem im biologischen Pflanzenanbau eingesetzt wird. Bei zu kurzem Zeitraum zwischen Anwendung und Ernte kann es bei diversen Gemüsesorten z. B. Tomaten zu erhöhten Keimzahlen kommen. In der Literatur findet man Informationen, dass B. thuringiensis bzw. deren Toxine beim Menschen in seltenen Fällen lebensmittelbedingte Magen-Darm-Erkrankungen verursacht haben.
Krankheitsbild
- Erbrechens-Toxin (Cereulid oder auch emetisches Toxin): Inkubationszeit: 0,5 bis 6 Stunden, Erkrankungsdauer: meist 6 bis 24 Stunden, Symptome: Übelkeit und starkes Erbrechen (emetische Form des Erbrechens), seltener Bauchkrämpfe und Diarrhöen
- Diarrhöe-Enterotoxine (Hbl, Nhe, CytK): Inkubationszeit: 8-16 Stunden, Erkrankungsdauer: meist 12 bis 24 Stunden, Symptome: Diarrhöen
- Minimale Intoxikationsdosis:
- Beim Erbrechens-Toxin (Cereulid): in der Regel min. 104 KbE/g (in seltenen Fällen ab 103 KbE/g)
- Bei Diarrhöe-Enterotoxinen (Hbl, Nhe, CytK): in der Regel min. 105 KbE/g (bei CytK auch niedrigere Keimzahlen)
- Die minimale Intoxikationsdosis ist auch abhängig von den Eigenschaften der B. cereus-Stämme. Es gibt B. cereus-Stämme, die sehr viele Toxine produzieren (high-producer), andere produzieren nur geringe Mengen an Toxinen (low-producer)
Beispiele betroffener Lebensmittel
- gekochter Reis, gekochte Teigwaren
- Gemüse
- Soßen, Suppen
- Desserts, z. B. Pudding, Grießbrei
- Gewürze, Kräuter, getrocknete Pilze
- Milchprodukte
- Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, insbesondere stärkehaltige Produkte, sind deutlich häufiger Verursacher von Magen-Darm-Erkrankungen als Lebensmittel tierischer Herkunft
Vermehrungsbedingungen und Toxinproduktion
- ·Temperatur:
- Optimum: +30 °C bis +40 °C
- Minimum: kältetolerante Stämme wachsen auch unter Kühlbedingungen bei +4 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung über +58 °C (Ausnahme bei thermotoleranten B. cereus-Stämmen)
- pH-Wert: Wachstum bei pH 5,5 bis 8,0 (Ausnahmen sogar bis pH 4,4)
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,92
- Salztoleranz: 0,5 bis 9 %
- Sauerstoffbedarf: fakultativ anaerob, bevorzugt aerob
- Toxinproduktion: abhängig vom B. cereus-Stamm, in der Regel unter optimalen Vermehrungsbedingungen
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden vegetative Bakterien abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
à Sporen sind sehr hitzestabil und überleben sogar Kochprozesse - Hitzestabile Sporen werden nur durch Drucksterilisation / Autoklavieren bei Temperaturen von z. B. +125 °C für 15 bis 20 Minuten abgetötet
- Inaktivierung des hitzestabilen Cereulid-Toxins erst ab +121 °C für min. 120 Minuten
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der vegetativen Bakterien ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten und hitzestabile Sporen ab +125 °C für 15 bis 20 Minuten. Inaktivierung hitzestabiler Cereulid-Toxine ab +121 °C für min. 120 Minuten (Einzelfallbetrachtung) 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. Kräuter, Gewürze, …) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
|
Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. Regelmäßige Kontrolle der mikrobiologischen Wasserqualität 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch
|
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ --> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ --> „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu „Pseudomonaden und Pseudomonas aeruginosa in Lebensmitteln“
Allgemeines
Pseudomonaden gehören zur Familie der Pseudomonaceae. Viele Pseudomonaden-Arten sind Verderbniserreger von Lebensmitteln, da sie zu unangenehmen Gerüchen und zu einem veränderten Geschmack führen können. Lebensmittelbedingte Erkrankungen werden durch diese Bakteriengruppe nicht ausgelöst. Die Spezies Pseudomonas aeruginosa ist ein häufiger Erreger von Wund- oder Harnweginfektionen.
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-negativ
- Oxidase-positiv
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- In unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Wasser, Pflanzen und Tiere)
- Kommen insbesondere in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln mit hohen Wassergehalten vor
Bedeutung
- Pseudomonaden spielen in Lebensmitteln mit hohem Wassergehalt wie z. B. Frischfleisch, Fisch, Sahne und zerkleinertem Gemüse insbesondere als potentielle Verderbniserreger eine wichtige Rolle
- In der Wasserhygiene spielt Pseudomonas aeruginosa als Indikatorkeim eine wichtige Funktion. Er deutet im Trink- und Mineralwasser, aber auch in Badewasser auf Verunreinigungen und Biofilme hin. Im Badewasser kann er auch Infektionen verursachen (z. B. Wundinfektionen)
- In medizinischen Einrichtungen und Krankenhäusern ist Pseudomonas aeruginosa ein gefürchteter Infektionserreger für z. B. Wund- und Harnwegsinfektionen (Verursacher von Krankenhausinfektionen)
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +25 °C bis +30 °C
- Minimum: +5 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 5,0 bis 8,0
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,95
- Sauerstoffbedarf: obligat aerob
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen. Ursache sind häufig Fehler bei der Reinigung und Desinfektion, Feuchtereste oder stehendes Wasser in Anlagen, Leitungen und Schläuchen. Hier besteht die Gefahr der Bildung von Biofilmen |
1) Feuchtigkeitsreste und Biofilmbildung vermeiden 2) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
3) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 4) Erneute Reinigung und Desinfektion 5) Erfolgskontrolle durch
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| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch
|
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Bakterien ab einer Kern-temperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachkontrollen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. Frischfleisch, Mozzarella, Sahne, zerkleinertes Gemüse, …) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ --> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ --> „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu „Salmonellen“
Allgemeines
Salmonellen (= Salmonella) sind Bakterien der Familie der Enterobacteriaceae. Als Auslöser von Magen-Darm-Erkrankungen spielen Salmonellen weltweit eine bedeutende Rolle. Diese Bakterien werden meistens durch rohe tierische Lebensmittel, insbesondere Geflügelfleisch, Eier und Schweinefleisch übertragen. Pflanzliche Lebensmittel können jedoch ebenfalls betroffen sein.
Menschen scheiden Salmonellen, sowohl während einer Erkrankung aber unter Umständen auch noch lange Zeit danach über den Stuhl aus. „Salmonellenausscheider“ dürfen nicht bei der Produktion und Abgabe leicht verderblicher Lebensmittel tätig sein, da es ansonsten bei mangelnder Personalhygiene zu einer Übertragung auf Lebensmittel kommen kann.
Eigenschaften
- Stäbchenbakterien
- Gram-negativ
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
- Toxinbildner
Bemerkung: Typhus und Paratyphus, verursacht durch die beiden Salmonellen-Serovare S. typhi und S. paratyphi, unterscheiden sich im Krankheitsbild deutlich von den übrigen Salmonellosen und werden hier nicht behandelt, da die in Deutschland gemeldeten Erkrankungsfälle überwiegend reiseassoziiert bzw. nicht in Deutschland erworben werden.
Herkunft / Auftreten
- Darmtrakt von Vögeln, Reptilien und Säugetieren und Menschen
- Vor allem in tierischen aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln
Bedeutung
- Krankheitserreger: Häufige Ursache für lebensmittelbedingte Magen-Darm-Erkrankungen
- Verzehrfertige, mit Salmonellen belastete Lebensmittel, werden als gesundheitsgefährdend eingestuft
- Um eine Erkrankung auszulösen, ist bei gesunden Menschen in der Regel eine Vermehrung der Salmonellen im Lebensmittel erforderlich. Bei immungeschwächten Personen können auch niedrigere Keimzahlen Erkrankungen auslösen
- Salmonellen sind in der Umwelt mehrere Monate überlebensfähig und deshalb auch in pflanzlichen Lebensmitteln anzutreffen
--> mehrere Kontaminationsursachen sind in Erwägung zu ziehen
Krankheitsbild
- Inkubationszeit: 12 bis 48 Stunden
- Erkrankungsdauer: meist 1 bis 4 Tage
- Symptome: Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, meist auch Fieber. Symptome dauern in der Regel nur wenige Tage an. Sie können in Ausnahmefällen aber auch zu mehrtägigen Krankenhausaufenthalten führen
- Weitergehende Komplikationen mit Todesfolge sind selten, können jedoch insbesondere bei immungeschwächten Menschen wie Säuglingen, Kleinkindern, alten Menschen und Patienten mit chronischen Krankheiten auftreten
- Sterblichkeit: ca. 0,1 % (bei Risikogruppen deutlich höher)
Beispiele betroffener Lebensmittel
- Geflügelfleisch, Innereien, Wildfleisch und deren Auftauflüssigkeit
- Hühnereier, roheihaltige Speisen wie z. B. Desserts, hausgemachte Mayonnaise…
- Schweine-, Rindfleisch, Hackfleisch, Fleischzubereitungen, Frische Mettwurst, Rohwurst
- Rohmilch
- Fisch
- Gewürze und Kräuter, Kräutertees
- Salat, Keimlinge, Sprossen
- Feinkostsalate, Creme- und Dessertspeisen
- In seltenen Fällen auch Schokolade (Besonderheit: kann auch bereits in niedrigeren Keimzahlen die Erkrankung auslösen)
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +37 °C
- Minimum: +7 °C
- Keine Vermehrung über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei 4,5 bis 9,0
- aw-Wert:
- Vermehrung bei hoher Wasseraktivität von min. 0,95
- Überleben auch bei niedrigen aw-Werten bis zu 0,43 (z. B. getrocknete Lebensmittel)
- Sauerstoffbedarf: Wachstum mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob)
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die Bakterien Zellen und die hitzelabilen Toxine inaktiviert (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
|
Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. Eier, Geflügelfleisch, Innereien, Gewürze, …) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z.B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
|
Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch:
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Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch
|
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei Händehygiene und Sauberkeit von Arbeitskleidung (siehe auch Punkt „Gesundheit der Mitarbeiter“) |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch:
|
|
Gesundheitszustand der Mitarbeiter: Insbesondere bei Magen-Darm-Erkrankungen („Salmonellenausscheider“) |
1) Mitarbeiter, die an dieser Infektion erkrankt sind, dürfen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht in Lebensmittelbetrieben mit leicht verderblichen Lebensmitteln tätig sein 2) Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter bzgl. Vorsichtsmaßnahmen und Symptomerkennung |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der vegetativen Bakterien sowie Inaktivierung hitzelabiler Toxine ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
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Kühlung und Haltbarkeit Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Eingangs- und Lagertemperatur kontrollieren 3) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 4) Erfolgskontrolle durch Nachkontrollen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
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Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass das Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
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Mögliche weitere Ursachen: Einsatz bestimmter Mikroorganismen: Beim Einsatz von B. thuringiensis als biologisches Insektizid muss eine Karenzzeit zwischen Behandlung und Ernte eingehalten werden.
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Beim Einsatz von Mikroorganismen: Erforderlichen zeitlichen Abstand zwischen der Behandlung der Pflanzen mit biologischem Insektizid (z.B. B. thuringiensis) und der Ernte einhalten. |
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Schlachten: |
1) Maßnahmen siehe oben 2) Brühwassertemperatur kontrollieren (ca. + 60°C bis + 65°C) und mehrere Minuten einwirken lassen. Bei Bedarf korrigieren |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ à „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ à „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ à „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ à „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ à „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu Schimmelpilzen in Kosmetika
Allgemeines
Schimmelpilze sind eine heterogene Gruppe von filamentösen Pilzen. Die meisten Schimmelpilze gehören zu den taxonomischen Gruppen der Schlauchpilze (Ascomycota) und der Jochpilze (Zygomycota).
Schimmelpilze sind in unserer Umwelt weit verbreitet und können deshalb auch in kosmetischen Mitteln vorkommen. In Kosmetika gelten sie als typische Verderbniserreger, die ein hygienisches oder toxikologisches Risiko darstellen können. Die ISO 17516 legt auch Grenzwerte fest für die Gesamtanzahl aerober Mikroorganismen. Dies ist die Summe der Anzahl an Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen. Für Kosmetika liegen diese Grenzwerte bei 1000 KBE/g bzw. bei 100 KBE/g für Kosmetika für Kinder unter 3 Jahren sowie bei Anwendungen in sensiblen Bereichen wie Augen oder im Mund und im Intimbereich.
Eigenschaften
- Sporenbildner
- Bilden sichtbares Myzel
- Toxinbildner (Mykotoxine)
Herkunft / Auftreten
- Schimmelpilze sind in unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Pflanzen, Luft, Wasser, Menschen, …).
- Häufige Kontaminationsquellen in Kosmetika sind pflanzliche Rohstoffe, kontaminierte Luft, Staubeinträge, mangelnde Hygiene bei der Herstellung oder Verpackung, Feuchtigkeitseinträge durch z.B. Kondenswasser in geschlossenen Fässern.
Bedeutung
- Schimmelpilze können zum mikrobiellen Verderb kosmetischer Mittel führen und dadurch die Produktsicherheit, Stabilität und Verbraucherakzeptanz beeinträchtigen.
- Je nach Zusammensetzung des kosmetischen Mittels (z. B. hoher Wasseranteil, pflanzliche Zutaten) ist ein erhöhtes Risiko für Schimmelbefall gegeben. Eine sichtbare Myzelbildung ist immer ein Hinweis auf Schimmelpilzwachstum und mikrobiellen Verderb.
- Einige Vertreter von Schimmelpilzen können auch noch bei niedrigen Wassergehalten und/oder niedrigen pH-Werten wachsen.
- Gesundheitliche Risiken entstehen vor allem bei kontaminierten Produkten, die für die orale Anwendung vorgesehen sind. Durch den Verzehr von Schimmelpilzen bzw. deren Toxine können hier neben Magen-Darm-Beschwerden auch Vergiftungen, Leberschäden, Allergien und Atemwegserkrankungen auftreten, da einige Schimmelpilze giftige Mykotoxine bilden können.
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +25 °C bis +35 °C
- Minimum: 0 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 2,0 bis 9,0 (die meisten Vertreter wachsen optimal zwischen 3,5 bis 7,0).
- aw-Wert: Laut ISO-Norm 29621 gelten Kosmetika ab einem aw-Wert von weniger als 0,75 als risikoarm, da sich Mikroorganismen in der Regel bei dieser Wasseraktivität nicht mehr vermehren können.
- Einige Schimmelpilze haben osmophile bzw. osmotolerante oder säuretolerante Eigenschaften. Das bedeutet diese können auch noch bei niedrigen Wasser- oder pH-Werten wachsen.
- Sauerstoffbedarf: aerob (Wachstum nur in Anwesenheit von Sauerstoff).
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die meisten Schimmelpilze abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
--> Zu beachten: es existieren aber auch hitzeresistente Schimmelpilz-Vertreter (z. B. Neosartorya fischeri, Byssochlamys nivea, Talaromyces flavus, und Eupenicillium spp.). - Schimmelpilz-Sporen werden ab einer Kerntemperatur von +80 °C abgetötet.
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen, mangelnde Produktionshygiene |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
o Details zur Durchführung der Reinigung und Desinfektion z. B. Dosierung des Desinfektionsmittels, Einwirkzeit, Einsatz geeigneter und sauberer Materialien und Reinigungstücher o Vorgaben zur Reinigung und Desinfektion für alle produktberührenden Systeme und Hilfsmittel 2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. mikrobiologische Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Verdachtsfall Rohstoffe und Zutaten nicht verwenden 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Umgebungs- und Lagerbedingungen: Zum Beispiel zu hohe Luftkeimzahlen oder hohe Luftfeuchtigkeit und Bildung von Kondenswasser |
1) Prüfung der Luftkeimzahlen und der Belüftungsanlagen durch technische Prüfung sowie Umgebungsuntersuchungen 2) Vermeidung hoher Luftfeuchtigkeit und Kondenswasserbildung 3) Sachgerechte Reinigung und Desinfektion (siehe unter Abschnitt „Reinigung und Desinfektion“) 4) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 5) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Produktionsfehler: Fehlerhafte Prozesse, z.B. durch unzureichende Mischzeiten oder Kreuzkontamination |
1) Produktionsprozesse prüfen und dokumentieren 2) Schulung des Personals 3) Erfolgskontrolle durch regelmäßige mikrobiologische Produktuntersuchungen |
| Erhitzen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der meisten Schimmelpilze ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten. Schimmelpilz-Sporen werden ab +80 °C abgetötet. Achtung Mykotoxine sind häufig sehr hitzebeständig 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Konservierungssystem: Unzureichendes Konservierungssystem |
1) Konservierungsbelastungstest (Challenge-Test) durchführen 2) Eventuell Konservierungssystem anpassen 3) Erfolgskontrolle durch einen erneuten Konservierungsbelastungstest |
Weitere Informationen und Literatur
- https://www.bfr.bund.de/produktsicherheit/gesundheitliche-bewertung-von-kosmetischen-mitteln/
- Fachgruppe Mikrobiologie und Betriebshygiene der DGK e.V.
Allgemeine Informationen und Publikationen - https://dgk-ev.de/mikrobiologie-und-betriebshygiene
- Fachbuch „DGK-Betriebshygiene in der Kosmetik“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/386-dgk-betriebshygiene-in-der-kosmetik-2-ueberarbeitete-ausgabe-2019
- Fachbuch „DGK-Konservierung kosmetischer Mittel“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/66-dgk-konservierung-kosmetischer-mittel
- Fachbereich Kosmetika in der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik, Gebrauchsgegenstände
der GÖCH
Allgemeine Informationen und Leitfäden
https://www.goech.at/aglebensmittelchemie
- ISO-Norm 17516 zu mikrobiologischen Grenzwerten
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-17516/203537217
- ISO-Norm 29621 zur Einstufung mikrobiologisch risikoarmer Produkte
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-29621/263888044
Steckbrief zu „Schimmelpilzen“
Allgemeines
Schimmelpilze sind eine heterogene Gruppe von filamentösen Pilzen. Die meisten Schimmelpilze gehören zu den taxonomischen Gruppen der Schlauchpilze (Ascomycota) und der Jochpilze (Zygomycota).
Schimmelpilze sind in unserer Umwelt weit verbreitet und deshalb auch in vielen Lebensmitteln zu finden. Sie können auf Lebensmitteln nützlich sein, aber auch zum Verderb führen und durch die Bildung von Mykotoxinen gesundheitsgefährdende Eigenschaften für den Verbraucher haben.
- Spezifischere Infos zu einem Vertreter der Schlauchpilze: siehe Steckbrief zu Hefen
Eigenschaften
- Sporenbildner
- Toxinbildner (Mykotoxine)
- Bilden sichtbares Myzel
Herkunft / Auftreten
- Schimmelpilze sind in unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Pflanzen, Luft, Wasser, Menschen, …)
- Auftreten insbesondere in pflanzlichen Lebensmitteln (z. B. Getreideprodukte, Nüsse, Kräuter, Gewürze, Gemüse und Obst), aber auch in Lebensmitteln mit Edelschimmel (zahlreiche Käse und Rohwurstsorten)
Bedeutung
- Schimmelpilze können zum Verderb von Lebensmitteln führen, gesundheitsgefährdend aber auch nützlich sein
- Je nach Lebensmittelgruppe wird eine bestimmte Anzahl von Schimmelpilzen in den meisten Lebensmitteln toleriert. Werden diese jedoch überschritten oder kommt es zu sichtbarer Myzelbildung, so deutet dies auf einen Verderb des Lebensmittels oder sogar auf eine potentielle Gesundheitsgefahr hin
- Von einigen Schimmelpilzen kann eine Gesundheitsgefahr für den Verbraucher ausgehen, da sie sehr giftige Mykotoxine (z. B. Aflatoxine, Ochratoxine, Fusarientoxine, Patulin, …) bilden können
- Gesundheitliche Risiken durch den Verzehr von Schimmelpilzen können neben Magen-Darm-Beschwerden auch Vergiftungen, Leberschäden, Allergien und Atemwegserkrankungen sein
- Verschimmelte Roh- und Zwischenprodukte dürfen nicht mehr weiterverarbeitet werden, da die Toxine teilweise sehr resistent (z. B. hitzeresistent) sind und Verarbeitungsprozesse überstehen können
- Beim Einsatz von Edelschimmel z.B. bei einigen Käse- und Rohwurstsorten wie Camembert und Salami, ist eine hohe Anzahl an Schimmelpilzen und hohe Gesamtkeimzahl zu erwarten. Bei diesen Lebensmitteln dürfen diese Untersuchungsparameter nicht aufgrund hoher Keimzahlen beanstandet werden
- Einige Vertreter von Schimmelpilzen können auch noch bei niedrigen Wassergehalten und/oder niedrigen pH-Werten wachsen
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +25 °C bis +35 °C
- Minimum: 0 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 3,0 bis 7,0 (abhängig vom Vertreter)
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,62 bis 0,85 (abhängig vom Vertreter)
- Einige Schimmelpilze haben osmophile bzw. osmotolerante oder säuretolerante Eigenschaften. Das bedeutet diese können auch noch bei niedrigen Wasser- und pH-Wert wachsen
- Sauerstoffbedarf: aerob
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die meisten Schimmelpilze abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
à Zu beachten: es existieren aber auch hitzeresistente Schimmelpilz-Vertreter (z. B. Neosartorya fischeri, Byssochlamys nivea, Talaromyces flavus, und Eupenicillium spp.). Zudem ist potentiell die Bildung hitzeresistenter Mykotoxine möglich. - Schimmelpilz-Sporen werden ab einer Kerntemperatur von +80 °C abgetötet
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Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen |
Vorschläge für Maßnahmen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell hoch belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. Getreideprodukte, Gewürze, Kräuter, …) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Hohe Luftfeuchtigkeit und feuchte Stellen vermeiden. Auf gute Abtrocknung der Anlagen, Geräte und Oberflächen achten 2) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 3) Abtötung der meisten Schimmelpilze ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten. Schimmelpilz-Sporen werden ab +80 °C abgetötet. Achtung Mykotoxine sind häufig sehr hitzebeständig 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen. Hohe Anzahl an Schimmelpilzen und Sporen in der Umgebungsluft, zu hohe Luftfeuchtigkeit im Betrieb, unzureichende Belüftungssysteme in Lager- und Produktionsräumen, mangelnde Produktionshygiene |
1) Hohe Luftfeuchtigkeit und feuchte Stellen vermeiden. Auf gute Abtrocknung der Anlagen, Geräte und Oberflächen achten 2) Belüftungsanlagen und andere feuchte Stellen im Betrieb auf Schimmelbefall überprüfen und bei Bedarf entfernen 3) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
4) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 5) Erneute Reinigung und Desinfektion 6) Erfolgskontrolle durch
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Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ à „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ à „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ à „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ à „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ à „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu „sulfitreduzierenden Clostridien„ und „Clostridium perfringens“
Allgemeines
Clostridien sind eine Gattung sporenbildender Bakterien, die sich nur unter Sauerstoffausschluss (strikte Anaerobier) vermehren können. Die Sporen können allerdings auch unter aeroben Bedingungen, bei hohen Temperaturen (z. B. Erhitzungsschritte) sowie bei Austrocknung überdauern. Clostridien und deren Sporen sind in der Umwelt weit verbreitet, weshalb sie in Lebensmitteln regelmäßig auftreten.
Die Gruppe der sulfitreduzierenden Clostridien spielen in Lebensmitteln insbesondere als Verderbniserreger eine Rolle. Aber auch Krankheitserreger wie Clostridium perfringens (C. perfringens) und Clostridium botulinum (C. botulinum) befinden sich unter dieser Gruppe von Bakterien.
- Zu Clostridium botulinum sind spezifischere Informationen in einem weiteren Steckbrief enthalten
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-positiv
- Oxidase-negativ
- Katalase-negativ
- Sporenbildner
- Toxinbildner (Clostridium perfringens)
Herkunft / Auftreten
- Diese Bakterien und deren Sporen sind in unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Staub, Wasser, Darmtrakt von Tieren und Menschen)
- In pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vorhanden
Bedeutung
- Die Gruppe der sulfitreduzierenden Clostridien werden in Lebensmitteln als Verderbniserreger angesehen. Es existieren darunter aber auch potentielle pathogene Arten wie C. perfringens und C. botulinum
- C. perfringens ist insbesondere bekannt als Verursacher von Gruppenerkrankungen in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. Sporen keimen nach dem Kochprozess im Lebensmittel aus und vermehren sich anschließend bei zu niedrigen Warmhaltetemperaturen oder zu langsamer Abkühlung
- Pathogene C. perfringens-Stämme bilden Enterotoxine und geben diese hauptsächlich während der Sporulation im Darm ab
Krankheitsbild Clostridium perfringens
- Minimale Intoxikationsdosis: in der Regel min. 105 KbE/g (bei Enterotoxinbildung)
- Inkubationszeit: 8 bis 20 Stunden
- Erkrankungsdauer: meist 10 bis 24 Stunden
- Symptome bei Intoxikationen durch Enterotoxine: Diarrhöe mit Unterleibsschmerzen
- Selten Komplikationen
Beispiele betroffener Lebensmittel
- Fleischgerichte mit größeren Fleischstücken; Braten
- Suppen, Soßen (insbesondere in großen Behältnissen)
- Vakuumverpackte Fleisch- und Fischerzeugnisse
- Geflügel- und Fleischsalate
Vermehrungsbedingungen und Toxinproduktion
- Temperatur:
- Optimum: +43 °C bis +47 °C
- Minimum: +15 °C (abhängig vom Clostridien-Stamm, Ausnahmen sogar bis +4 °C)
- Im Allgemeinen keine Vermehrung über +58 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 5,0 bis 8,0
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,94
- Sauerstoffbedarf: (strikt) anaerob (Sporen überleben auch in Abwesenheit von Sauerstoff)
- Toxinproduktion: abhängig vom Clostridien-Stamm, in der Regel unter optimalen Vermehrungsbedingungen
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden vegetative Bakterien abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
à Sporen sind jedoch meist hitzestabil - Hitzeresistente Sporen überleben sogar Kochprozesse (Abtötung bei +100 °C für min. 60 Minuten)
- Das C. perfringens-Enterotoxin, das erst im Darm freigesetzt wird, ist relativ hitzeempfindlich. Inaktivierung bei +60 °C in 5 Minuten
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der vegetativen Bakterien ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten und hitzestabiler Sporen ab +100 °C für min. 60 Minuten. Inaktivierung der hitzelabilen Enterotoxine bei +60 °C für 5 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachkontrollen |
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Rohstoffe und Zutaten:
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1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten (z. B. aufgeblähte Verpackungen …) 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch
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Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ à „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ à „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ à „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ à „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ à „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu Thermotoleranten Campylobacter (insbesondere Campylobacter jejuni)
Allgemeines und Herkunft
Thermotolerante Campylobacter, insbesondere das Bakterium Campylobacter jejuni, sind die häufigsten Verursacher bakteriell bedingter Lebensmittelinfektionen in Europa. Bereits die Aufnahme geringer Keimgehalte kann zu einer lebensmittelbedingten Magen-Darm-Infektion führen.
Campylobacter jejuni kommt ursprünglich im Darmtrakt von wildlebenden Vögeln und Nutztiergeflügel vor, befällt aber auch andere Nutz- und Haustiere. Tiere weisen in der Regel keine Krankheits-symptome auf.
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-negativ
- Oxidase-positiv
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- Natürliches Vorkommen im Darmtrakt verschiedener Tierarten
- Das Bakterium ist insbesondere bei Geflügel und Wildvögeln aber auch bei Säugetieren (z. B. Rinder, Schafe, Schweine) weit verbreitet
- In der Umwelt kommt das Bakterium im Erdboden und in Oberflächengewässern bzw. Abwässern vor
Bedeutung
- Thermotolerante Campylobacter sind ein häufiger Krankheitserreger. Sie werden über Lebensmittel auf den Menschen übertragen, deshalb ist ihre Anwesenheit in verzehrfertigen Lebensmitteln grundsätzlich unerwünscht (lebensmittelbedingte Zoonoseerreger)
- Bereits geringe Keimgehalte von Campylobacter jejuni können eine lebensmittelbedingte Magen-Darm-Erkrankung auslösen (Campylobacteriose). Eine Vermehrung dieser Keime im Lebensmittel findet in der Regel nicht statt und ist keine Voraussetzung für eine Infektion
- Bei Raumtemperatur und Sauerstoffverfügbarkeit sterben die Keime relativ schnell ab. In Vakuumverpackungen bzw. unter Schutzatmosphäre und gleichzeitiger Kühlung, können sie über einen Zeitraum von mehreren Wochen überleben
Krankheitsbild
- Minimale Infektionsdosis: in der Regel niedrige Keimzahlen zwischen 102 bis 103 KbE/g
- Inkubationszeit: 1 bis 7 Tage
- Erkrankungsdauer: einige Tage bis zu einer Woche
- Symptome: Durchfall (auch blutig), Erbrechen, Bauchschmerzen, hohes Fieber, Kopfschmerzen. Relativ schwerer Verlauf einer Enteritis (entzündliche Darminfektion)
- Weitergehende Komplikationen sind selten, können jedoch auftreten (Infektionen anderer Organe, Gelenkentzündungen sowie Guillan-Barré-Syndrom)
- Im Vergleich zu anderen Lebensmittelvergiftungen wie z. B. Salmonellosen, ist der Krankheitsverlauf meist langwieriger und schwererer
Beispiele betroffener Lebensmittel
- Geflügelfleisch und -innereien
- Fleisch von warmblütigen Wild- und Nutztieren
- Rohmilch
- Oberflächenwasser
- Im Falle mangelnder Betriebs- und Personalhygiene kommt es zu Kontaminationen verzehrfertiger Lebensmittel
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +42 °C
- Minimum: +25 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 5,0 bis 9,0
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,98
- Salztoleranz: 0,16 bis 1,55 %, jedoch stark beeinflusst von Temperatur und pH-Wert
- Sauerstoffbedarf: mikroaerophil (bis max. 5 % Sauerstoffgehalt)
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die Bakterien abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen (insbesondere Hygiene im Umgang mit Geflügelfleisch) |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch:
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| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch
|
| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Bakterien und Inaktivierung hitzelabiler Toxine ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
|
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Gesundheitszustand der Mitarbeiter: Insbesondere bei Magen-Darm-Erkrankungen
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1) Mitarbeiter, die an dieser Infektion erkrankt sind, dürfen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht in Lebensmittelbetrieben mit leicht verderblichen Lebensmitteln tätig sein (siehe IfSG § 42) 2) Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter bzgl. Vorsichtsmaßnahmen und Symptomerkennung |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit von Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch:
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| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. rohes Fleisch, Rohmilchprodukte, …) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
|
Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. Regelmäßige Kontrolle der mikrobiologischen Wasserqualität 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
Weitere Informationen
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ --> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ --> „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zu „Campylobacter“ („Thermotolerante Campylobacter“)
Allgemeines und Herkunft
Bei Bakterien der Gattung Campylobacter handelt es sich um hitzeempfindliche Keime, von denen einige Vertreter Darminfektionen mit zumeist Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall verursachen. Weitergehende Komplikationen sind selten, können jedoch auftreten (z. B. Infektion anderer Organe und Gelenkentzündungen).
Die wichtigsten humanpathogenen Spezies sind C. jejuni und C. coli, wobei die minimale Infektionsdosis bei 100 bis 1.000 Keimen liegt. Diese Vertreter gehören zu den Thermotoleranten Campylobacter. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt vor allem über rohes oder nicht durchgegartes Geflügelfleisch, Geflügelinnereien und Rohmilch, aber auch durch Kreuzkontamination. Die Bakterien kommen im Darmtrakt zahlreicher Tiere (warmblütige Wild-, Nutz- und Heimtiere) vor.
Bedeutung
Aufgrund der Hitzeempfindlichkeit dieser Bakterien wird eine effektive Abtötung bei Erhitzungsschritten mit mindestens +72 °C für mindestens 2 Minuten gewährleistet. Sie können in Vakuumpackungen bzw. unter Schutzatmosphäre und bei Kühltemperaturen über mehrere Wochen überleben. Im Lebensmittel findet i. d. R. keine Vermehrung statt. Dies ist jedoch nicht Voraussetzung um eine Gesundheitsgefahr darzustellen, da bereits niedrige Keimzahlen Erkrankungen hervorrufen können.
Campylobacter-Gastroenteritiden sind bereits seit Jahren in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern die häufigsten Verursacher bakterieller Lebensmittelinfektionen.
Wichtige Ursachen für überhöhte Keimzahlen
- ungenügende Erhitzung der Lebensmittel
- Kreuzkontaminationen zwischen rohen und verarbeiteten Lebensmitteln
- Hygienefehler bei der Herstellung (z. B. belastete Arbeitsgegenstände, -oberflächen und -geräte,…)
- Verarbeitung kontaminierter Rohstoffe (insbesondere Geflügelfleisch ist relativ häufig belastet)
- Kontamination von Gemüse und anderen pflanzlichen Lebensmitteln durch Düngemittel bzw. durch verunreinigtes Wasser
Wachstumsbedingungen
- Temperatur: Wachstum bei 25 – 47 °C
- pH-Wert: Wachstum bei 4,9 – 9,0
- aw-Wert: Wachstum bis min. 0,98
- Salztoleranz: 0,16 – 1,55 %, jedoch stark beeinflusst durch Temperatur und pH-Wert
- Sauerstoffbedarf: mikroaerophil, Wachstum nur unter einer reduzierten Sauerstoffatmosphäre
Bei welchen Temperaturen sterben diese Mikroorganismen ab?
Allgemein kann man davon ausgehen, dass diese Bakterien bei einer Erhitzung auf +72 °C für mindestens zwei Minuten oder bei einem gleich wirksamen Prozess abgetötet werden. In Lebensmitteln ist dabei zu beachten, dass diese Temperatur-Zeit-Kombination im Kern des Produktes erreicht werden muss, um die Bakterien sicher abzutöten.
Weitere Informationen und Literatur
- www.rki.de: unter „Infektionskrankheiten A-Z“
- www.bfr.bund.de: unter „Lebensmittelsicherheit“
- www.lgl.bayern.de: unter „Lebensmittel“ und anschließend „Hygiene“
- Pathogene Mikroorganismen: Campylobacter Band II, G. /F. Reich Behr’s Verlag), 1. Auflage 2013
- Lebensmittelmikrobiologie, J. Krämer und A. Prange, 7. Auflage 2017
- Mikroorganismen in Lebensmitteln, H. Keweloh, 2. Auflage 2008
- Handbuch Lebensmittelhygiene, K. Fehlhaber/J. Kleer/F. Kley (Behrs Verlag), 1. Auflage 2007
- Merkblatt „Sicher verpflegt – Besonders empfindliche Personengruppen in Gemeinschaftseinrichtungen“, Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin 2017
Steckbrief zu "Bacillus sp."
Allgemeines
Bacillus sp. sind in der Lage resistente Formen, sogenannte Sporen, zu bilden. Diese sind sehr hitzestabil und können Erhitzungsschritte überstehen. Im Kosmetikbereich werden Bacillus sp. eher als unkritisch eingestuft, da die Anzahl der vegetativen Zellen in einem kontaminierten Produkt in der Regel stabil bleibt und eine Vermehrung über den Lebenszyklus der Produkte eher als unwahrscheinlich eingeschätzt wird.
Die Sporen von Bacillus sp. können aufgrund der genannten Hitzestabilität häufig den Produktionsprozess überleben. Da sie in kosmetischen Produkten weder zu den „spezifizierten Mikroorganismen“, die in 1g Produkt nicht nachweisbar werden sollen, noch zu den klassischen Verderbniserregern zählen, sind Keimzahlen unterhalb des Grenzwertes eher als unkritisch anzusehen. Da es sich bei Bacillus sp. um Sporenbildner handelt, ist insbesondere die Reinigung und Desinfektion der Anlagen ein entscheidender Punkt. Sobald die Reinigung und Desinfektion vor allem im Hinblick auf die genannten Sporen nicht ausreichend ist, können diese im System verbleiben und sich vermehren. Sobald günstige Wachstumsbedingungen vorliegen, ist der Übergang von Sporen zur vegetativen vermehrungsfähigen Form möglich.
Eigenschaften
- Grampositive, meist bewegliche stäbchenförmige Bakterien
- Aerobes oder fakultativ anaerobes Wachstum
- Sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen
- Kennzeichnend ist die Bildung von Endosporen
Herkunft / Auftreten
- Sporenbildner sind in unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde/Staub, Pflanzen, Luft, …).
- Sie können z.B. über pflanzliche Rohstoffe oder eine unzureichenden Anlagenhygiene ins Produkt kommen.
Bedeutung
- In Kosmetikprodukten ist Bacillus sp. meist unkritisch, da die vegetativen Formen in Produkten kaum vermehren.
- Bacillus sp. bildet widerstandsfähige Sporen, die Umwelt- und Produktionsbedingungen gut überstehen.
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +30 °C bis +40 °C
- Minimum: 0 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C (Ausnahme sind thermophile Bakterien)
- pH-Wert: Wachstum bei pH 4,0 bis 8,5 (für viele liegt das Optimum bei pH 6,0 bis 8,0).
- aw-Wert: Laut ISO-Norm 29621 gelten Kosmetika ab einem aw-Wert von weniger als 0,75 als risikoarm, da sich Mikroorganismen in der Regel bei dieser Wasseraktivität nicht mehr vermehren können.
- Sauerstoffbedarf: aerobe Atmung bzw. anaerobe Gärung (fakultativ anaerob).
Abtötung durch Erhitzen
- Sporen von Bacillus sp. sind hitzeresistent und überleben selbst Temperaturen von >100 °C über gewisse Zeiträume.
- Standardisierte Erhitzungsverfahren (z. B. Pasteurisation) reichen zur Abtötung oft nicht aus.
- Sichere Abtötung erst bei Temperaturen ≥121 °C über einen Zeitraum von min. 15 min.
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen, mangelnde Produktionshygiene |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
o Details zur Durchführung der Reinigung und Desinfektion z. B. Dosierung des Desinfektionsmittels, Einwirkzeit, Einsatz geeigneter und sauberer Materialien und Reinigungstücher o Vorgaben zur Reinigung und Desinfektion für alle produktberührenden Systeme und Hilfsmittel 2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. mikrobiologische Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Verdachtsfall Rohstoffe und Zutaten nicht verwenden 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Umgebungs- und Lagerbedingungen: Zum Beispiel zu hohe Luftkeimzahlen oder hohe Luftfeuchtigkeit und Bildung von Kondenswasser |
1) Prüfung der Luftkeimzahlen und der Belüftungsanlagen durch technische Prüfung sowie Umgebungsuntersuchungen 2) Vermeidung hoher Luftfeuchtigkeit und Kondenswasserbildung 3) Sachgerechte Reinigung und Desinfektion (siehe unter Abschnitt „Reinigung und Desinfektion“) 4) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 5) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Produktionsfehler: Fehlerhafte Prozesse, z.B. durch unzureichende Mischzeiten oder Kreuzkontamination |
1) Produktionsprozesse prüfen und dokumentieren 2) Schulung des Personals 3) Erfolgskontrolle durch regelmäßige mikrobiologische Produktuntersuchungen |
| Erhitzen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Konservierungssystem: Unzureichendes Konservierungssystem |
1) Konservierungsbelastungstest (Challenge-Test) durchführen 2) Eventuell Konservierungssystem anpassen 3) Erfolgskontrolle durch einen erneuten Konservierungsbelastungstest |
Weitere Informationen und Literatur
- https://www.bfr.bund.de/produktsicherheit/gesundheitliche-bewertung-von-kosmetischen-mitteln/
- Fachgruppe Mikrobiologie und Betriebshygiene der DGK e.V.
Allgemeine Informationen und Publikationen: https://dgk-ev.de/mikrobiologie-und-betriebshygiene - Fachbuch „DGK-Betriebshygiene in der Kosmetik“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/386-dgk-betriebshygiene-in-der-kosmetik-2-ueberarbeitete-ausgabe-2019 - Fachbuch „DGK-Konservierung kosmetischer Mittel“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/66-dgk-konservierung-kosmetischer-mittel - Fachbereich Kosmetika in der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik, Gebrauchsgegenstände
der GÖCH
Allgemeine Informationen und Leitfäden: https://www.goech.at/aglebensmittelchemie
- ISO-Norm 17516 zu mikrobiologischen Grenzwerten
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-17516/203537217 - ISO-Norm 29621 zur Einstufung mikrobiologisch risikoarmer Produkte
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-29621/263888044 - Interessanter Link: Sonderausgabe Arzneimittel Nr. 2: Beurteilung von kritischen Mikroorganismen in nicht-sterilen pharmazeutischen Produkten Teil 2
- U. Eigener, J. Nussbaum „Aerobe Sporenbildner (Bacillus spp.) als Kontaminanten kosmetischer Mittel“, sofw Journal 7/8 (2022)
Steckbrief zu "Burkholderia spp."
Allgemeines und Herkunft
- gehören zur Familie der Burkholderiaceae
- gram negative bewegliche Stäbchen
- obligat aerob
- in der Umwelt weit verbreitet, bevorzugt im Wasser
- fakultativ pathogen für Menschen, Tiere und Pflanzen
Bedeutung im Kosmetik- und Arzneimittelbereich
Burkholderia Arten werden in Wasser gefunden. Sie sind anspruchslos, widerstandsfähig und überleben in Aqua purificata und Desinfektionsmittellösungen welche quaternäre Ammoniumverbindungen, Hexachlorophen oder Chlorhexidin enthalten. Besonders in wasserreichen Kosmetika und Arzneimitteln kann sich Burkholderia eventuell stark vermehren.
Ein großer Teil aller Rückrufe der o.g. Produkte ist bedingt durch Burkholderia cepacia. Betroffene Produkte waren unter anderem Baby-Feuchttücher, Nasensprays und Mundspüllösungen. In den meisten Fällen wurde kontaminiertes Wasser als Hauptursache identifiziert.
Besonders kritisch an diesem Mikroorganismus ist, neben seiner Widerstandsfähigkeit und Fähigkeit bei ungünstigen Umgebungsbedingungen zu überleben, dass er häufig in Biofilmen vorkommt. Ein Ablösen einzelner Teile des Biofilms, welche dann unregelmäßig verteilt in das Produkt gelangen, macht es besonders schwierig den Mikroorganismus bei der Fertigwarenfreigabeprüfung nachzuweisen.
Auch wenn Burkholderia nur in geringen Mengen nachgewiesen wird, ist es wichtig diese Kontamination genauer zu betrachten und die weitere Entwicklung zu beobachten, denn in vielen Fällen kann es zeitverzögert zu einem Anstieg der Keimzahlen kommen.
Wichtige Ursachen für Kontaminationen
- mangelnde Reinigung und Desinfektion z.B.
- der Wasseraufbereitungsanlage
- des Wasserleitungssystems
- des Herstellungsequipment (Anlagen und Geräte)
- mangelndes Anlagendesign z.B.
- Restwasser in Anlagen und Leitungen
- Totstellen
- unvollständige Reinigung und Desinfektion
⇒ Die Folge von mangelhaftem Anlagendesign und/oder Fehlern bei der Reinigung und Desinfektion ist in der Regel eine Biofilmbildung im Wassersystem oder in Anlagenteilen v.a. Rohrleitungen, Dichtungen, Ventilen….
In Biofilmen ist Burkholderia spp. weitgehend geschützt vor:
- hohen Temperaturen
- pH Wert Schwankungen
- chemischen Desinfektionsmitteln
- UV Strahlung
Wichtige Maßnahmen
- sachgerechte Konzeption sowie Reinigung und Desinfektion des Wassersystems. Insbesondere muss eine Biofilmbildung vermieden werden, denn die Entfernung eines bestehenden Biofilms ist inder Regel sehr schwierig
- korrekte Reinigung und Desinfektion des Herstellungsequipments (Anlagen und Geräte)
- gute Betriebs und Personalhygiene
Interessanter Link: www.deutsche-apotheker-zeitung.de
Steckbrief zu "Pluralibacter gergoviae" (ehemals Enterobacter gergoviae)
Allgemeines
Pluralibacter gergoviae gehört zur Familie der Enterobacteriaceae. Er ist von besonderer Bedeutung für Kosmetika, da er einerseits Infektionen auslösen kann und gleichzeitig bei unzureichender Konservierung in wasserhaltigen Kosmetika überleben und wachsen kann. Ein Nachweis dieser Bakterien kann auf unzureichende Hygienemaßnahmen während der Herstellung, der Abfüllung oder Lagerung hindeuten. Dabei spielt in der Regel der Hygienestatus des eingesetzten Wassers (Produktionswasser, Wasser für Reinigungszwecke sowie für Entwicklungsmuster) eine wichtige Rolle. In kosmetischen Mitteln wird gemäß der BfR Stellungnahme Nr. 038/2020 vom 07.09.2020 die Abwesenheit von Pluralibacter gergoviae gefordert.
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-negativ
- Oxidase-positiv
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- In unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Pflanzen, Erde, Wasser, Darm von Menschen und Tieren).
- Typische Eintrittswege in Kosmetika:
- Produktionswasser (z.B. aufgrund von Biofilmen in Leitungen, Tanks, Schläuchen oder stagnierendem Wasser)
- Wasser für Reinigungszwecke bzw. Reinigungslösungen
- Produktionsanlagen (Schläuche, Pumpen, Rührwerke, Füllmaschinen)
- Rohstoffe, insbesondere wasserhaltige Zutaten oder Rohstoffe pflanzlicher Herkunft
Bedeutung
- Pluralibacter gergoviae spielt in Kosmetika mit hohem Wassergehalt eine wichtige Rolle, da diese Bakterien insbesondere bei immungeschwächten Menschen Infektionen auslösen können.
- Pluralibacter gergoviae kann in Kosmetikprodukten wegen des sogenannten "Phönix-Effekts" zu Problemen führen. Dieser Effekt beschreibt ein verzögertes Wachstum oder ein wieder eintretendes Wachstum des Bakteriums im Produkt, was zu unerwarteten Kontaminationen und Rückrufen führen kann.
-
In der Wasserhygiene spielt Pluralibacter gergoviae als Indikatorkeim und potenzieller Infektionserreger eine wichtige Rolle. Er deutet im Prozess-, Trink- und Mineralwasser, aber auch in Badewasser auf Verunreinigungen, Biofilme und Infektionsgefahren hin.
-
In der Vergangenheit führte die Anwesenheit von Pluralibacter gergoviae in kosmetischen Produkten in zahlreichen Fällen zu Rückrufen. Betroffene Produkte waren oftmals Babyshampoo, Babycreme, Duschgel, oder Zahnpasta.
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +25 °C bis +37 °C
- Minimum: +5 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 5,0 bis 8,0.
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,95.
- Sauerstoffbedarf: Wachstum mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob)
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren).
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen, mangelnde Produktionshygiene |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
o Details zur Durchführung der Reinigung und Desinfektion z. B. Dosierung des Desinfektionsmittels, Einwirkzeit, Einsatz geeigneter und sauberer Materialien und Reinigungstücher o Vorgaben zur Reinigung und Desinfektion für alle produktberührenden Systeme und Hilfsmittel 2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potenzieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Wasser: Einsatz von mikrobiell belastetem Wasser zur Produktion und/oder Reinigung |
1) Wasseranlage und Leitungssystem regemäßig mikrobiologisch und technisch überprüfen (Wartungsintervalle beachten) 2) Stagnation von Wasser in z.B. Leitungen, Anlagen, Schläuchen… unbedingt vermeiden 3) Im Falle von Kontaminationen von Wassersystemen sofort reagieren und Maßnahmen einleiten. In der Regel sind entsprechende Fachfirmen hinzuzuziehen 4) Erfolgskontrolle durch regelmäßige Nachuntersuchungen |
| Weitere Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. mikrobiologische Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Verdachtsfall Rohstoffe und Zutaten nicht verwenden 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Umgebungs- und Lagerbedingungen: Zum Beispiel zu hohe Luftkeimzahlen oder hohe Luftfeuchtigkeit und Bildung von Kondenswasser |
1) Prüfung der Luftkeimzahlen und der Belüftungsanlagen durch technische Prüfung sowie Umgebungsuntersuchungen 2) Vermeidung hoher Luftfeuchtigkeit und Kondenswasserbildung 3) Sachgerechte Reinigung und Desinfektion (siehe unter Abschnitt „Reinigung und Desinfektion“) 4) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potenzieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 5) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Produktionsfehler: Fehlerhafte Prozesse, z.B. durch unzureichende Mischzeiten oder Kreuzkontamination |
1) Produktionsprozesse prüfen und dokumentieren 2) Schulung des Personals 3) Erfolgskontrolle durch regelmäßige mikrobiologische Produktuntersuchungen |
| Erhitzen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der meisten Mikroorganismen ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Konservierungssystem: Unzureichendes Konservierungssystem |
1) Konservierungsbelastungstest (Challenge-Test) durchführen 2) Eventuell Konservierungssystem anpassen 3) Erfolgskontrolle durch einen erneuten Konservierungsbelastungstest |
Weitere Informationen und Literatur
- https://www.bfr.bund.de/cm/343/hautcremes-make-up-und-shampoos-sollten-frei-von-pluralibacter-gergoviae-sein.pdf
- http://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/enterobacter_gergoviae-31552.html
- https://www.bfr.bund.de/produktsicherheit/gesundheitliche-bewertung-von-kosmetischen-mitteln/
- Fachgruppe Mikrobiologie und Betriebshygiene der DGK e.V.
Allgemeine Informationen und Publikationen
https://dgk-ev.de/mikrobiologie-und-betriebshygiene
- Fachbuch „DGK-Betriebshygiene in der Kosmetik“
- Fachbuch „DGK-Konservierung kosmetischer Mittel“
https://sofw.com/de/shop/buecher/product/66-dgk-konservierung-kosmetischer-mittel
- Fachbereich Kosmetika in der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik, Gebrauchsgegenstände der GÖCH
Allgemeine Informationen und Leitfäden
https://www.goech.at/aglebensmittelchemie
- ISO-Norm 17516 zu mikrobiologischen Grenzwerten
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-17516/203537217
- ISO-Norm 29621 zur Einstufung mikrobiologisch risikoarmer Produkte
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-29621/263888044
Steckbrief zu Pseudomonaden und Pseudomonas aeruginosa in Kosmetika
Allgemeines
Pseudomonaden gehören zur Familie der Pseudomonaceae. Von besonderer Bedeutung für Kosmetika ist die Spezies Pseudomonas aeruginosa, da dieser ein häufiger Erreger von Wund- oder Harnweginfektionen ist. In wasserhaltigen Kosmetika kann Pseudomonas aeruginosa bei fehlender oder unzureichender Konservierung wachsen. Ein Nachweis dieser Bakterien kann auf unzureichende Hygienemaßnahmen während der Herstellung, der Abfüllung oder Lagerung hindeuten. Dabei spielt in der Regel der Hygienestatus des eingesetzten Wassers (Produktionswasser, Wasser für Reinigungszwecke sowie für Entwicklungsmuster) eine wichtige Rolle. In kosmetischen Mitteln wird gemäß ISO 17516 die Abwesenheit von Pseudomonas aeruginosa in 1g gefordert.
Eigenschaften
- Stäbchenförmige Bakterien
- Gram-negativ
- Oxidase-positiv
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- In unserer Umwelt weit verbreitet (z. B. Erde, Wasser, Pflanzen und Tiere).
- Typische Eintrittswege in Kosmetika:
- Produktionswasser (z.B. aufgrund von Biofilmen in Leitungen, Tanks, Schläuchen oder stagnierendem Wasser)
- Wasser für Reinigungszwecke bzw. Reinigungslösungen
- Produktionsanlagen (Schläuche, Pumpen, Rührwerke, Füllmaschinen)
- Rohstoffe, insbesondere wasserhaltige Zutaten oder Rohstoffe pflanzlicher Herkunft
Bedeutung
- Pseudomonaden spielen in Kosmetika mit hohem Wassergehalt eine wichtige Rolle, da er als Krankheitserreger z.B. auch bei Wundinfektionen beteiligt ist.
- In der Wasserhygiene spielt Pseudomonas aeruginosa als Indikatorkeim eine besonders wichtige Funktion. Er deutet im Prozess-, Trink- und Mineralwasser, aber auch in Badewasser auf Verunreinigungen und Biofilme hin. Im Badewasser kann er auch Infektionen verursachen (z.B. Wundinfektionen).
- In medizinischen Einrichtungen und Krankenhäusern ist Pseudomonas aeruginosa ein besonders gefürchteter Infektionserreger für z. B. Wundinfektionen (Verursacher von Krankenhausinfektionen).
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +25 °C bis +37 °C
- Minimum: +5 °C
- Im Allgemeinen keine Vermehrung bei über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei pH 5,0 bis 8,0.
- aw-Wert: Vermehrung bei einer Wasseraktivität von min. 0,95.
- Sauerstoffbedarf: obligat aerob
Abtötung durch Erhitzen
Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren).
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen, mangelnde Produktionshygiene |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
o Details zur Durchführung der Reinigung und Desinfektion z. B. Dosierung des Desinfektionsmittels, Einwirkzeit, Einsatz geeigneter und sauberer Materialien und Reinigungstücher o Vorgaben zur Reinigung und Desinfektion für alle produktberührenden Systeme und Hilfsmittel 2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potenzieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Wasser: Einsatz von mikrobiell belastetem Wasser zur Produktion und/oder Reinigung |
1) Wasseranlage und Leitungssystem regemäßig mikrobiologisch und technisch überprüfen (Wartungsintervalle beachten) 2) Stagnation von Wasser in z.B. Leitungen, Anlagen, Schläuchen… unbedingt vermeiden 3) Im Falle von Kontaminationen von Wassersystemen sofort reagieren und Maßnahmen einleiten. In der Regel sind entsprechende Fachfirmen hinzuzuziehen 4) Erfolgskontrolle durch regelmäßige Nachuntersuchungen |
| Weitere Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. mikrobiologische Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Verdachtsfall Rohstoffe und Zutaten nicht 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen (z. B. auch Abklatsch- und Abstrichuntersuchungen) |
| Umgebungs- und Lagerbedingungen: Zum Beispiel zu hohe Luftkeimzahlen oder hohe Luftfeuchtigkeit und Bildung von Kondenswasser |
1) Prüfung der Luftkeimzahlen und der Belüftungsanlagen durch technische Prüfung sowie Umgebungsuntersuchungen 2) Vermeidung hoher Luftfeuchtigkeit und Kondenswasserbildung 3) Sachgerechte Reinigung und Desinfektion (siehe unter Abschnitt „Reinigung und Desinfektion“) 4) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potenzieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 5) Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
| Produktionsfehler: Fehlerhafte Prozesse, z.B. durch unzureichende Mischzeiten oder Kreuzkontamination |
1) Produktionsprozesse prüfen und dokumentieren 2) Schulung des Personals 3) Erfolgskontrolle durch regelmäßige mikrobiologische Produktuntersuchungen |
| Erhitzen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der meisten Mikroorganismen ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Konservierungssystem: Unzureichendes Konservierungssystem |
1) Konservierungsbelastungstest (Challenge-Test) durchführen 2) Eventuell Konservierungssystem anpassen 3) Erfolgskontrolle durch einen erneuten Konservierungsbelastungstest |
Weitere Informationen und Literatur
- https://www.bfr.bund.de/produktsicherheit/gesundheitliche-bewertung-von-kosmetischen-mitteln/
- Fachgruppe Mikrobiologie und Betriebshygiene der DGK e.V.
Allgemeine Informationen und Publikationen - https://dgk-ev.de/mikrobiologie-und-betriebshygiene
- Fachbuch „DGK-Betriebshygiene in der Kosmetik“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/386-dgk-betriebshygiene-in-der-kosmetik-2-ueberarbeitete-ausgabe-2019
- Fachbuch „DGK-Konservierung kosmetischer Mittel“
https://www.sofw.com/de/shop/buecher/product/66-dgk-konservierung-kosmetischer-mittel
- Fachbereich Kosmetika in der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik, Gebrauchsgegenstände
der GÖCH
Allgemeine Informationen und Leitfäden
- ISO-Norm 17516 zu mikrobiologischen Grenzwerten
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-17516/203537217
- ISO-Norm 29621 zur Einstufung mikrobiologisch risikoarmer Produkte
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-29621/263888044
Steckbrief zu „Norovirus“
Allgemeines und Herkunft
Noroviren sind weltweit verbreitet und stellen eine der häufigsten Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen dar. Eine Ansteckung erfolgt über kontaminierte Lebensmittel bzw. Wasser oder über Schmier- und Mensch-zu-Mensch-Infektionen. Die meisten Norovirus-Erkrankungen werden durch Schmierinfektionen hervorgerufen. Eine Erkrankung äußert sich charakteristisch mit schwallartigem Erbrechen, Übelkeit und vereinzelt Magenkrämpfen. Noroviren sind robust und überstehen kalte Temperaturen. Die Erkrankung bricht überwiegend saisonal in den Wintermonaten aus.
Eigenschaften
- Virus-Erreger
Bedeutung
- Eine Ansteckungsquelle von Noroviren sind häufig Stuhl oder Erbrochenes erkrankter Menschen. Eine Übertragung erfolgt anschließend häufig über Kontakt-, Schmier- oder Tröpfcheninfektion, aber auch auf dem Luftweg über Aerosole. Des Weiteren kann eine Übertragung auch über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder verunreinigtes Wasser erfolgen
- Die Infektiosität ist bei Noroviren sehr hoch, da sie schon bei geringer Virusmenge eine Erkrankung auslösen können. Außerdem sind sie leicht übertragbar und besitzen eine hohe Resistenz gegenüber Desinfektionsmitteln, Umwelteinflüssen und Hitze
- Noroviren sind häufig die Ursache von Gruppenerkrankungen in z. B. Altenheimen, Krankenhäusern, Kindergärten und Kreuzfahrtschiffen
Krankheitsbild
- Niedrige minimale Infektionsdosis: ca. 10-100 Viruspartikel
- Inkubationszeit: 12-72 Stunden
- Erkrankungsdauer: 1 bis 3 Tage
- Symptome: Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, vereinzelt Magenkrämpfe.
Weniger häufige Symptome sind niedriges Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit - Folge kann eine erhebliche Störung des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes sein, was insbesondere bei Kleinkindern oder älteren Patienten Komplikationen verursachen kann
- Nach einer überstandenen Infektion besteht nur eine kurz anhaltende Immunität
Beispiele betroffener Lebensmittel
- Kontaminierte Meerestiere (z. B. Muscheln, Austern)
- Gemüse, Salat, Obst (auf Grund von Düngung der Felder mit Fäkalien oder Bewässerung mit fäkal verunreinigtem Wasser)
- Verunreinigtes Trinkwasser
- Von Ausscheidern kontaminierte Lebensmittel
Stabilität
- Eine Vermehrung ist nur in Wirtszellen im Mensch möglich
- In Lebensmitteln und Trinkwasser können sich Viren nicht vermehren, aber über einen längeren Zeitraum infektiös bleiben
- Temperatur:
- Viren können bei Kühlschrank- und Tiefkühltemperaturen (-18 °C) über einen längeren Zeitraum infektiös bleiben
- Zunehmende Inaktivierung bei über +60 °C
- Empfindlich gegenüber niedrigen pH-Werten und Trockenheit
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +85 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit werden die Viren abgetötet (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit von Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch:
|
|
Gesundheitszustand der Mitarbeiter: Insbesondere bei Magen-Darm-Erkrankungen
|
1) Mitarbeiter, die an dieser Infektion erkrankt sind, dürfen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht in Lebensmittelbetrieben mit leicht verderblichen Lebensmitteln tätig sein (siehe IfSG § 42) 2) Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter bzgl. Vorsichtsmaßnahmen und Symptomerkennung |
|
Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. Regelmäßige Kontrolle der mikrobiologischen Wasserqualität 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell (hoch) belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten (z. B. rohes Gemüse oder Meeresfrüchte …) |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch:
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| Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Viren ab einer Kerntemperatur von +85 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 3) Erfolgskontrolle durch Nachkontrollen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“ --> „Viren“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ --> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ --> „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
Steckbrief zur „aeroben mesophilen Keimzahl“
Allgemeines
Die aerobe mesophile Keimzahl wird häufig auch als „Gesamtkeimzahl“ bezeichnet. Sie gibt Informationen über die Anzahl an Mikroorganismen (Bakterien, Hefen und Schimmelpilze), die sich unter aeroben Bedingungen in einem Temperaturbereich zwischen +30 °C und +40 °C optimal vermehren.
- Spezifischere Informationen zu wichtigen Mikroorganismen in Lebensmitteln: siehe weitere Steckbriefe
Herkunft
Je nach Mikroorganismus unterschiedlich: z. B. Rohstoffe, Menschen, Tiere, Pflanzen, Erde, Wasser, Luft sowie Arbeitsflächen und -geräte.
Bedeutung
- Auf fast allen Lebensmitteln sind Bakterien vorhanden (Ausnahme z. B. sterilisierte Lebensmittel wie Vollkonserven)
- Aerobe mesophile Keime sind je nach Lebensmittel bis zu einer bestimmten Anzahl normal und unvermeidbar
- Bei rohen Lebensmitteln bzw. Zutaten pflanzlicher oder tierischer Herkunft kann die aerobe mesophile Keimzahl aufgrund der natürlichen Keimflora hoch sein. Dies muss bei der Beurteilung von Untersuchungsergebnissen berücksichtigt werden
- Werden in Lebensmitteln gezielt lebende Mikroorganismen eingesetzt, ist die Gesamtkeimzahl entsprechend hoch und kann NICHT als Hygiene- oder Verderbnisparameter bewertet werden. Dies muss bei der Beurteilung von Untersuchungsergebnissen berücksichtigt werden. Beispiele dafür sind Joghurt, Quark, einige Käsesorten und Rohwürste
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch
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| Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erfolgskontrolle durch
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| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit der Arbeitskleidung |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch:
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| Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der Bakterien ab einer Kern-temperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
| Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
| Schlachten: Mangelnde Hygiene (z.B. Reinigung und Desinfektion, Trennung „rein und unrein“ (siehe oben)), zu niedrige Temperatur oder zu kurzes Einwirken des Brühwassers beim Schlachtprozess von Schweinen |
1) Maßnahmen siehe oben 2) Brühwassertemperatur kontrollieren (ca. + 60°C bis + 65°C) und mehrere Minuten einwirken lassen. Bei Bedarf korrigieren |
Weitere Informationen und Literatur
-
www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ à „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
-
www.bmel.de unter: „Themen“ à „Verbraucherschutz“ à „Lebensmittelsicherheit“
-
www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ à „Lebensmittel“ à „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
-
www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ à „Lebensmittelhygiene“
-
www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ à „Hygiene“
-
www.rki.de unter: „Infektionsschutz“ à „Mikrobiologische Untersuchungen am RKI von A-Z“
Steckbrief zu „STEC / VTEC / EHEC“
Allgemeines und Herkunft
Einige Stämme von Escherichia coli (E. coli) wie z. B. STEC (Shigatoxin-bildende E. coli) bzw. VTEC (Verotoxin-bildende E. coli) können lebensmittelbedingte Erkrankungen hervorrufen. Diese können EHEC Infektion auslösen. EHEC-Infektionen sind besonders schwerwiegende Erkrankungen.
Diese gefährlichen Bakterien treten häufig im Darm von Wiederkäuern auf (insbesondere bei Rindern, aber z. B. auch bei Schafen und Ziegen). Sie können über Lebensmittel, aber auch durch direkten Kontakt, z. B. in Streichelzoos, auf Menschen übertragen werden.
Eigenschaften
- Stäbchenbakterien (gehören zur Familie der Enterobacteriaceae)
- Gram-negativ
- Oxidase-negativ
- Katalase-positiv
Herkunft / Auftreten
- Natürlicher Bewohner des Darmtrakts von Wiederkäuern (z. B. Rinder, Schafe, Ziegen)
- Da sie in der Umwelt lange überleben können, treten sie ebenfalls in der Erde, bei Pflanzen und im Oberflächenwasser auf
- Vor allem in tierischen aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln
Bedeutung
- Die Anwesenheit dieser pathogenen E. coli Stämme ist in verzehrfertigen Lebensmitteln unerwünscht und wird in Deutschland seitens der LM-Überwachung grundsätzlich als potentielle Gesundheitsgefahr angesehen. Da diese Bakterieninfektionen teilweise mit schwerwiegende, lebensbedrohliche Folgen bis hin zum Tod auslösen können, sind diese Erreger in Lebensmitteln gefürchtet. Entsprechende Maßnahmen müssen beim Nachweis lebender STEC / VTEC in verzehrfertigen Lebensmitteln ergriffen werden.
- Häufig ist die Ursache für eine Kontamination eine Fäkalkontamination, jedoch muss man auch aufgrund der längeren Überlebensdauer in der Umwelt situationsabhängig unterschiedliche Kontaminationsursachen in Erwägung ziehen
- Die minimale Infektionsdosis ist sehr niedrig, deshalb ist auch eine Schmierinfektion möglich (von Tier zu Mensch oder von Mensch zu Mensch)
Krankheitsbild
- Inkubationszeit: durchschnittlich 3 bis 4 Tage
- Erkrankungsdauer: bis zu einer Woche, wenn keine Komplikationen auftreten
- Symptome einer EHEC Infektion: leichter Durchfall bis hin zur hämorrhagischen Colitis (blutige Entzündung des Dickdarms) mit schweren blutigen Durchfällen, oft verbunden mit Bauchkrämpfen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber (EHEC-Infektion).
- Als Komplikation kann sich insbesondere bei Kindern ebenfalls ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) entwickeln. Dies ist häufig mit chronischen Nierenschäden verbunden und kann zum Tode führen
Beispiele betroffener Lebensmittel
- Rindfleischprodukte (z. B. Hamburger, Rinderhack, Rohwurst)
- Rohmilch und Rohmilchprodukte
- Salat, Gemüse und Sprossen
- Kontaminiertes Bade- und Oberflächenwasser
Vermehrungsbedingungen
- Temperatur:
- Optimum: +30 °C bis +37 °C
- Minimum: +8 °C
- Keine Vermehrung über +50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei 4,4 bis 9,0
- aw-Wert: Vermehrung bei hoher Wasseraktivität von min. 0,95
- Sauerstoffbedarf: Wachstum mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob)
Abtötung durch Erhitzen
- Bei +72 °C für min. 2 Minuten Einwirkzeit (Achtung: Kerntemperatur kontrollieren)
| Mögliche Ursachen für überhöhte Keimzahlen | Vorschläge für Maßnahmen |
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Rohstoffe und Zutaten: Einsatz mikrobiell belasteter oder falscher Rohstoffe oder Zutaten |
1) Kontrolle der Produkte am Wareneingang auf z. B. Eingangs- bzw. Transporttemperatur, Haltbarkeit, Verpackung, Abweichungen bzw. Auffälligkeiten 2) Dies gilt ebenso für die Ware vor dem Einsatz in der Produktion. Im Zweifelsfall Lebensmittel nicht verwenden und Vorgesetzten fragen 3) Mikrobiologische Spezifikationen überprüfen. Eventuell auch Laboruntersuchung verdächtiger Produkte veranlassen oder Ergebnisse vom Lieferanten anfordern 4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
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Trennung „rein und unrein“: Unzureichende Trennung von reinen und unreinen Arbeitsbereichen |
1) Arbeitsorganisation im Betrieb überprüfen
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 49 Erfolgskontrolle durch Vor-Ort-Kontrollen und Nachuntersuchungen |
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Reinigung und Desinfektion: Mikrobiell verunreinigte Arbeitsgeräte, -gegenstände oder -oberflächen |
1) Durchführung der Reinigung und Desinfektion überprüfen:
2) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 3) Erneute Reinigung und Desinfektion 4) Erfolgskontrolle durch
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| Personalhygiene: Zum Beispiel Fehler bei der Händehygiene und Sauberkeit von Arbeitskleidung (siehe auch Punkt „Gesundheit der Mitarbeiter“) |
1) Schulung der Mitarbeiter bzgl. potentieller Fehler sowie Verbesserungsmaßnahmen 2) Kontrolle des Wechsels sowie der Sauberkeit der Arbeitskleidung 3) Erfolgskontrolle durch:
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Gesundheitszustand der Mitarbeiter: Insbesondere bei Magen-Darm-Erkrankungen
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1) Mitarbeiter, die erkrankt sind, dürfen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht in Lebensmittelbetrieben mit leicht verderblichen Lebensmitteln tätig sein 2) Regelmäßige Gesundheitskontrollen und Schulungen der Mitarbeiter bzgl. Vorsichtsmaßnahmen und Symptomerkennung |
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Erhitzen, Warmhalten und Abkühlen: Fehler bei der Herstellung (z. B. unzureichende Erhitzung, zu niedrige Warmhaltetemperaturen, zu lange Abkühlphasen v.a. bei großen Portionen) |
1) Prozesse, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Abtötung der vegetativen Bakterien ab einer Kerntemperatur von +72 °C für min. 2 Minuten 3) Richtigkeit der Prozesse und Temperaturen vor Ort kontrollieren
4) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
|
Reife- und Fermentationsprozesse: Fehlerhafte Reife- oder Fermentationsprozesse |
1) Prozesse, Umgebungsbedingungen, Produktionsprotokolle und Dokumentationen prüfen 2) Erfolgskontrolle durch Nachuntersuchungen |
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Kühlung und Haltbarkeit: Unterbrechung der Kühlkette bei Transport oder Lagerung, zu hohe Lagertemperaturen oder Überlagerung (zu lange Haltbarkeiten) |
1) Rückverfolgbarkeit der Kühlkette beim Transport kontrollieren bzw. vom Lieferant fordern. 2) Eingangs- und Lagertemperatur kontrollieren 3) Bei Verdacht auf zu lange Haltbarkeit entsprechende Lagertests durchführen 4) Erfolgskontrolle durch Nachkontrollen |
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Landwirtschaftlicher Anbau: Kontamination von pflanzlichen Lebensmitteln beim Anbau durch Ausscheidungen von Tieren oder durch verunreinigtes Wasser bzw. Düngemittel oder durch kontaminierte Anzuchtbehälter (Sprossen) |
1) Abstand zu Feldern mit Tierhaltung, Wildtiere von Feldern fernhalten durch z. B. Zäune oder Netze 2) Sicherstellen, dass Wasser nicht lange auf den Feldern steht z. B. mit Drainagesystemen. Regelmäßige Kontrolle der mikrobiologischen Wasserqualität 3) Beim Pflanzenanbau dürfen keine mikrobiell kontaminierten Düngemittel eingesetzt werden 4) Erde bzw. Verunreinigungen durch Waschen entfernen |
|
Schlachten: |
1) Maßnahmen siehe oben 2) Brühwassertemperatur kontrollieren (ca. + 60°C bis + 65°C) und mehrere Minuten einwirken lassen. Bei Bedarf korrigieren |
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de unter: „Lebensmittelsicherheit“ --> „Mikrobielle Risiken von Lebensmitteln“
- www.bmel.de unter: „Themen“ --> „Verbraucherschutz“ --> „Lebensmittelsicherheit“
- www.bvl.bund.de unter: „Arbeitsbereiche“ --> „Lebensmittel“ --> „Unerwünschte Stoffe und Organismen“
- www.laves.niedersachsen.de unter: „Lebensmittel“ --> „Lebensmittelhygiene“
- www.lgl.bayern.de unter: „Lebensmittel“ --> „Hygiene“
- www.rki.de unter: „Infektionskrankheiten A-Z“/ „Mikrobiologische Diagnostik A-Z“
